Glück im Unglück, das ist das treffende Wort dazu.

Inzwischen habe ich mich getraut und mir die Bilder angesehen... Mein Schienbein sah wirklich lustig aus Man stelle sich vor, das obere Ende des Schienbeinknochens (also die Kugel oben dran, die den unteren Teil des Knies bildet) sei der Kelch eines Weinglases. Nun nehme man einen ordentlichen Knüppel und schlage horizontal den Kelch des Weinglases weg. Meist bleibt der untere Teil des Kelches am Stiel des Glases dran - und genau so sah mein Schienbein aus. Ein Teil der oberen Kugel war noch am "Stiel dran", dann eine Lücke, dann der Rest der Kugel.

Verletzungen dieser Art sind sehr kompliziert, weil immer ein Trümmerbruch. Ich habe Klammern, Nägel und Schrauben im Bein, das eine oder andere muß dann wohl nochmal wieder rausgnommen werden. Warten wir es ab. Unnötig zu erwähnen, das beim Sturz das Wadenbein, eh nur so ein dürrer Knochen, aus Solidarität gleich mit durchgeknackst ist.

Schmerzfrei bin ich von Anfang an gewesen - im KH natürlich durch die vielen "Glücklichmacher", mit denen man da gefüttert wird. Zu hause bekam ich dann eine heftige allergische Reaktion, wir hatten zuerst die Schmerzmittel im Verdacht. Also habe ich die sofort abgesetzt, blieb aber weitestgehend schmerzfrei. Das ganze war mehr wie ein juckender Mückenstich - nervtötend, aber absolut erträglich. Die Allergie war es nicht, ich bekam einen Ganzkörperausschlag, der wie verrückt gejuckt hat. Inzwischen wissen wir, das es nicht die Schmerzmittel waren, sondern ich auf die Thrombosespritzen (die ich noch immer nehmen muß) allergisch reagiere. Der Wechsel auf eine andere Sorte hat das Problem deutlich gemildert, aber nicht abgestellt.

Das andere, viel ernstere Problem ist meine extreme Panikstörung. So habe ich bisher nur einmal meinen Hausarzt aufsuchen können, erst vor zwei Tagen ist der Hautarzt (zur Untersuchung der Allergireaktion) in Reichweite. Einen Orthopäden habe ich noch nicht aufsuchen können, bin aber - Hautarzt sei Dank - dicht dran.

Sobald ich den aufgesucht habe, weiß ich genauer, wie es weitergeht. Auf jeden Fall ist das ganze eine längerfristige Operation. Wie gesagt, mit Glück darf ich im Oktober oder November das erste mal wieder den Knochen belasten - so lange ist Bett angesagt. Ihr macht euch keinen Begriff davon, wie nervtötend das ist... UNd wenn einem dann mal die Nerven durchgehen, rennt die einzige Bezugsperson auch noch weg. "Keinen Bock auf das Theater".

Danke fürs zuhören und danke für den Knuddler !

Olaf

Der erste Orthopädenbesuch liegt hinter mir... Sein Kommentar: Sie dürfen bis 50% belasten und wir sehen uns in 4 Wochen wieder. Wenns so weiter läuft, dürfen sie dann voll belasten.

50% heißt halbes Körpergewicht, seitdem quäle ich mich damit herum, wieder richtig zu gehen. Das Problem ist eigentlich nicht der Bruch, sondern der Kram drüber und drunter. Durch die monatelange Schonung ist das Knie "ausgetrocknet", es  wurdekeine Flüssigkeit mehr gebildet, die das ganze geschmeidig hält. Viel schlimmer ist aber der Fuß... Sämtliche Gelenke dort sind stark immobilisiert, Muskeln und Sehen verhärtet bzw. verkürzt. Alles sehr schmerzhaft, das wieder "in die Gänge zu bringen".

Aber: Ich lass mich da nicht von unterkriegen. Der ganze Mist hat vom Moment der Narkose an nicht wehgetan, dann wirds endlich mal Zeit, das da was rumzickt

Und heute wollten sie mir dann eine Krücke wegnehmen :shock: Sorry, aber ich hab bei weitem nicht genug Vertrauen in mein Bein, als das ich mit nur einer Gehhilfe herumhinken würde. Es ist schwer, nachdem man sich so lange eingetrichtert hat "NICHT DIESES BEIN BENUTZEN", das wieder loszuwerden und den kaputten Teil langsam wieder zu integrieren. Fast wie das Rauchen loszuwerden, ist irgendwie der gleiche Prozeß

Update...

Seit Oktober darf ich wieder Vollbelasten, also alles tun, was man auch mit einem nie gebrochenen Bein tun kann. Aber wer jetzt glaubt, man marschiert da einfach ganz normal aus der Praxis raus, liegt mehr als nur falsch. In den Monaten des Nicht-belasten-dürfens haben die Muskeln im Bein dermaßen abgebaut, das ich keine 3 Sekunden auf dem einen Bein stehen konnte (obwohl ich das darf) - dann begann es zu zittern und knickte dann langsam ein.

Inzwischen kann ich drauf stehen, sogar fast wieder darauf balancieren, doch die Muskeln im Fuß sind noch nicht genug trainiert und schmerzhaft ist das ganze auch immer noch. So nehme ich seit Tagen zwar keine Krücken mehr mit, aber wirklich "gehen" kann man das herumgehumpel auch nicht nennen Ich hab mich nun zur Reha gemeldet, damit die das Bein wieder auf Vordermann kriegen, sonst bin ich im März noch krankgeschrieben.
Immerhin kann ich genug Kraft entwickeln, um mit dem Auto eine Gefahrbremsung zu machen - also kann ich schonmal ein paar Einkäufe erledigen und das Laufen so trainieren. Vorher war mir das Autofahren zu riskant. Alles in allem wird es langsam wieder. Die Zeiten der großen Fortschritte sind vorbei und nun ist es ein Kampf "um jeden Zentimeter". Aber es wird wieder.

Zeit für ein Update

Das hinken ist nahezu gänzlich verschwunden und auch meinen Turbo-Schritt (so nennt es meine Frau immer) habe ich fast wieder drauf. Das Training hat sogar schon so weit gefruchtet, das ich mir Hosen im Stehen ohne Umfallen anziehen kann :bounce: Neben dem Kraftttraining fürs Bein habe ich nun auch einen langgehegten Traum erfüllt und einen Tai-Chi-Kurs aufgesucht. Eine echt spannende Sache, muß ich sagen. Ich werd auch mal ins Yoga reinschnuppern, meine Gemahlin schwört da neuerdings drauf.

Unangenehm ist, das ich in letzter Zeit verstärkt Pseudo-Schmacht habe :evil: Nach 6 Jahren und 7 Monaten kann von Schmacht keine Rede mehr sein und doch kommt immer wieder und immer öfter dieses widerliche Verlangen hoch. Woran das wohl liegen mag ?