Hallöchen,

die anfängliche Euphorie für's Nichtraucherwerden ist längst verflogen und unsere Alltagstauglichkeit wird immer wieder und aufs Härteste auf die Probe gestellt. Das Durchhalten ist wirklich manchmal zum Verrücktwerden. Und der fiese kleine Teufel lacht sich eins...
Doch es gibt Hilfe, die dafür sorgen kann, dass der Mistkerl zumindest nicht so laut lacht. Ich stell' euch jetzt und hier mal eine selbsterprobte Methode, die die ganz schlimmen Situationen überbrücken, bzw. abmildern kann, vor.
Die Methode ist radikal, abstoßend und ekelhaft! Und sie wirkt!

Ich lade Euch herzlich ein zu einer kleinen Reise in Euren eigenen, nach Nikotin lechzenden Kopf. Lasst uns eine „Aversions-Visualisierung“ unternehmen...
Ihr braucht nur ausreichend Schmacht und eine halbe Stunde Zeit.

Aber zunächst zur Erklärung:

„Aversion“ kommt aus dem Lateinischen (von lat. aversatio zu aversio = Ekel) und wird heute meist im Sinne von „abstoßend“ und/oder „Abneigung/Ablehnung“ gebraucht.

„Visualisierung“ bedeutet so viel wie „vor dem geistigen Auge sichtbar machen“, wobei diese Definition den Nagel nicht 100%ig auf den Kopf trifft. Besser formuliert müsste es heißen, Visualisieren ist etwas MEHR als bloßes Sehen und etwas WENIGER als richtiges Erleben. So möchte ich unser kleines Abenteuer hier auch verstanden wissen.
Außerdem ist es sehr wichtig, dass Ihr beim Visualisieren (...wenn Ihr in dem imaginären Szenario selber die Hauptrolle spielt) NICHT hinter Euch selber her lauft und beobachtet was dieses zweite ich so treibt, sondern dass Ihr die Handlungen SELBER durchführt und dass Ihr durch Eure eigenen Augen schaut.
Ihr könnt's ja mal probieren. Jetzt hier sofort! Ist erstmal gar nicht so einfach, aber wenn man den Bogen einmal raus hat, ist es doch ganz leicht. Also alle, die so was noch nie gemacht haben, einfach mal da wo Ihr gerade seid, Augen schließen, entspannen... Augen bleiben bitte geschlossen, bis die kleine Übung vorbei ist. Natürlich müsst Ihr Euch die Vor-Übung mindestens einmal vorher durchlesen

Jetzt steht bitte (VOR EUREM GEISTIGEN AUGE) auf und seht an Euch herunter. Schaut auf das Hemd/die Bluse/den Pullover den/die Ihr tragt, erkennt ganz klar Farbe und Muster, nehmt die Hände nach vor, schaut Euch die Innenflächen an, jetzt die Außenflächen und die Fingernägel. Bewegt die Hände, macht sie sichtbar! Jetzt schaut runter, an der Hose entlang bis zu den Schuhen. Sind die Schnürsenkel offen? Kein Detail entgeht euch! Ich hoffe Ihr sitzt noch und habt die Augen geschlossen?!?! Sonst ist was falsch gelaufen. Gut, bis dahin. Habt Ihr ein Bild reingekriegt? Oder war's zu schwer? Dann noch einmal üben. Das geht schon...
Wenn's geklappt hat, nehmt den Kopf wieder hoch und „geht“ in einen benachbarten Raum. Ihr seht die Tapeten, die Möbel, den Bodenbelag UND Eure eigenen Hände und Füße wie sie sich beim Gehen bewegen. OK, geht wieder zurück – ganz langsam, damit ihr viel „sehen“ bzw. visualisieren könnt – zur Ausgangsposition, setzt Euch wieder vor den Rechner und öffnet die Augen wieder! (Und stellt fest, dass Ihr ganz andere Schuhe anhabt, als Ihr visualisiert hattet.....;-))
Gut gemacht! Vielleicht 2 - 3 mal wiederholen.

Dann machen wir jetzt ernst! Seid Ihr noch dabei? Wie gesagt, diese Visualisierung ist für schlimme Momente. Lest sie ein paar mal durch, wandelt sie ab, wenn ihr wollt und übt sie ganz oft, damit Ihr sie bei Bedarf parat habt! Und wenn es eine Richterskala für „FIES“ gäbe, lägen wir hier so bei 7 -8 von 10.

Jeder von Euch kennt eine große Fußgängerzone, oder ein Einkaufszentrum mit großen Kaufhäusern und Geschäften. Wählt ein großes Kaufhaus aus, das Ihr „optisch“gut kennt. Ihr wisst genau, wie der Eingangsbereich aussieht. Ihr wisst, da sind zwei automatische Türen, dazwischen dieser Warmluftbereich, der Security-Mensch steht immer rechts hinter der zweiten Tür, hinter den Türen fängt sofort der Parfüm-Bereich an, danach kommen die Uhren. Oder ist es ein riesiger Supermarkt? Dann fängt's an mit Obst und Gemüse. Ganz egal... Ihr müsst Euch nur auf ein Objekt festlegen. Ihr kennt auch die benachbarten Geschäfte und die ganzen örtlichen Gegebenheiten, wie rechts den Fahrradständer, hinter Euch der Parkplatz und die Häuschen für die Einkaufswagen. KEIN Detail entgeht Euch. Ach Quatsch, wir haben ja noch gar nicht angefangen. Und 'ne Kleinigkeit habe ich noch vergessen: Vorn im Eingangsbereich steht so ein Riesen-Aschenbecher, oder besser gesagt Kippen-Kübel mit fast 'nem Meter Durchmesser, natürlich über-, übervoll mit zerquetschten Kippen...
Ach ja, wir machen uns noch ein Wetter. Wir nehmen das Wetter der letzten zwei Wochen: 5 Grad mit Nieselregen, brrrr.

Festhalten wir starten unsere Aversions-Visualisierung:

Du stehst ca. 30 Meter vor dem gewählten Objekt und schaust an Dir herab – wie vorhin – Du siehst, dass Deine Regenjacke halb geöffnet ist. Siehst Du das? Zieh' den Reißverschluß ganz hoch. Direkt vor Deinen Füßen ist eine Riesenpfütze. Du gehst drumherum. Es grüßt Dich jemand freundlich und Du grüßt zurück. Es regnet in Deinen Kragen, Du spürst die kalte Nässe hinten im Nacken. Nur noch 10 Schritte bis zum trockenen Eingangsbereich des Kaufhauses. Du siehst wie sich Deine Beine bewegen. Dann bist Du da, bleibst einen Moment stehen und siehst wie die Leute rein und raus laufen. Haben es alle supereilig...
Du hast es NICHT eilig, schaust nochmal in die Richtung, aus der Du gekommen bist und drehst Dich schließlich wieder zum Eingang. (Hey, Du bist richtig gut geworden! Das Bild ist ja richtig plastisch und sehr detailreich! Super, weiter so!) Du entdeckst den Riesenascher und gehst zu ihm herüber, stellst Dich direkt davor. Das ist so'n 1,2 Meter hohes Waschbetonding, wo oben einfach eine Metallschale eingelassen ist. Kannst Du genau erkennen, Du guckst genau von oben, senkrecht rein. Oft leergemacht wird der auch nicht. Da liegen mindestens 500 Kippen drin, oben etwas hellere unten die durchweichten, gelben Dinger. Die liegen am Boden in so einer braungelben Tabak/Regen-Brühe. Oben sind auch welche mit Lippenstift, manche haben einen Filter, manche nicht. Sieh' genau hin. Siehst Du sie? Manche sind auch nur halb geraucht, oder noch weniger. Manche sind bis zum Filter weggequalmt. Die Leute rennen noch immer wie die Ameisen rein und raus. Haben's eilig....
Du hast es nicht eilig, weil Du gar nicht einkaufen willst. Du hast was ganz anderes vor! Das willst Du schon lange mal machen, weil Du Raucher bist und Zigaretten über alles liebst! Das IST einfach so und Du bist von dem Anblick der vielen, vielen Kippen richtig fasziniert! Und jetzt ist auch Schluß mit der falschen Zurückhaltung!!! Du nimmst beide Hände aus den Jackentaschen und fasst mit beiden Händen tief in den Riesenascher, greifst so viele Kippen, wie Du nur halten kannst und steckst sie Dir in die Hosentasche, bis die Taschen bis oben voll sind. Dann greifst Du wieder rein, bis da wo die Brühe steht, und holst Dir auch die alten Kippen und steckst sie oben links in Deine Hemdtasche, und die Jackentaschen und in die Innentaschen. Du genießt den bekannten Geruch. Riech mal!! Riech noch mal! Gut?
Die Leute gucken zwar etwas verwundert – sieh Dich um! – aber kein Grund aufzuhören. So richtig interessieren tut das niemanden. Also nur keine Hemmungen! Du legst die Hände zusammen, wie als wenn Du Wasser aus einem Bach schöpfen wolltest – sieh bitte HAARGENAU hin!! - und schaufelst zwei volle Hände von den ganz tief unten liegenden braungelben Stummeln heraus und schmierst sie Dir oben auf den Kopf und verreibst Sie überall im Deinem Gesicht, am Hals und in den Nacken. Aus den Kippen tropft der alte Tabaksaft heraus. Der läuft in Dein Hemd die Brust herab. Spürst Du das? Und kannst Du das riechen? GUT?
Bald ist das Becken leer, aber DA am Rand liegt noch eine! Die ist ja fast neu und nur ganz wenig Lippenstift dran. Scheiß drauf. Du nimmst sie in den Mund, kramst aus der Hosentasche, zwischen den ganzen Kippen, ein total verdrecktes Feuerzeug heraus und versuchst die nasse, angerauchte Zigarette anzuzünden. Du ziehst kräftig an ihr. Natürlich! Aber anstatt des ersehnten Rauchs, ergießt sich nur ein kleiner Schwall der braungelben Brühe zwischen Deinen Lippen! Kannst Du das schmecken?
WILLST DU DAS SCHMECKEN??

OKAY Folter Ende!

Ich weiß nicht, aber ich glaub' das muss man nicht weiter kommentieren?! Der einzige Hinweis lautet: Versucht diese Visualisierung so plastisch, detailreich und wirklichkeitsnah wie nur irgend möglich hinzubekommen. Dann schwör' ich Euch: Der Nikotinteufel macht sich für mehrere Stunden aus dem Staub!
Bitte mal ausprobieren und Erfahrungen im Forum austauschen! Traut Euch!
Und wenn's da noch Fragen gibt, immer her damit!

Ganz herzliche Grüße
Euer
mooveez[size=18:141a4baabb][/size:141a4baabb]