Es ist soweit, die Tage meiner Raucherlunge sind gezählt. Ich habe keine Zigarette mehr im Haus, einzig die Streichhölzer, die mich erwartend ansehen, erinnern mich an eine Zeit, in der mein Körper mich zu kontrollieren versuchte. Leider hatte ich es erlaubt und mich wenig darum gekümmert, wer der Boss im eigenen Körper ist.

Immer wenn ich schrieb, rauchte ich dabei. Der Qualm der Zigarette vernebelte das Blickfeld in angenehmer Weise. Deshalb schreibe ich auch jetzt, um mich rauszufordern, um zu sehen ob ich über mich selbst bestimmen kann oder ob ich die Marionette einer Gewohnheit geworden bin, welche die Oberhand gewonnen hat.

Ich rauche seit 20 Jahren pro Tag ein Schachtel. Ich habe es absichtlich nicht mehr werden lassen, außer in den Situationen, in denen ich im Vollrausch eine Zügellosigkeit empfand, der ich zu gerne nachgab. Trotzdem ich deshalb manchmal unvernünftig viel rauchte und jede dieser Züge genoss, hatte ich doch eine innere Sperre, die mir zu bestimmten Zeitpunkten sagte, ich solle an dem Abend keinen einzigen Zug mehr nehmen.

Ich habe nun keine Lust mehr zu Rauchen und möchte meiner kleinen Tochter und meinem noch jüngeren Sohn nicht als schlechtes Vorbild dienen. Obgleich ich nie in ihrer Gegenwart geraucht habe, so wissen sie doch, dass ich es tue. Ich scheue mich vor dem Tag, an dem sie mich fragen, warum ich rauche, obgleich ich weiß, dass es mich auf Dauer töten kann. Ich werde ihnen nicht erklären wollen, dass ich nicht stark genug dazu bin, dass ich womöglich eine Krankheit habe, dass ich immer wieder zwanghaft rauchen muss. Das wäre mir zu peinlich. Ich höre auf.

Es ist Sonntag der 19. Juni 2006. Ein Tag wie jeder andere.

12.00 Uhr:
Ich habe den letzten Zug genommen. Es ist schade aber die letzte Zigarette schmeckte mir nicht mal. Diese letzte, wenn auch zweifelhafte Ehre, hätte sie mir zuteil werden lassen können, nach all den Jahren.

15.00 Uhr:
Bislang habe ich kaum ans Rauchen gedacht. Die frische Luft und die Sonne haben mich mehr verzückt. Ich habe allerdings den Entschluss gefasst, mich zusätzlich zu motivieren und aufzuklären, damit ich weiß, wann mein Körper mich verarschen will.

19.00 Uhr:
Ich habe gemerkt, wie ich reflexartig manchmal nach einer Schachtel Zigaretten suche, es aber ab Bewusstwerden sofort stoppe.

01:20 Uhr
Ich sitze vorm PC, einem Bereich, an dem ich sonst viel geraucht habe. In dieser Zeit vor dem PC, habe ich häufiger an eine Zigarette gedacht als die ganzen Stunden zuvor. Dazu muss ich mir was einfallen lassen. Es ist mir lästig gegen Rauchen zu schreiben und an Rauchen zu denken. Ich will mir keine Wankelmütigkeit leisten, jedes kleine Nachgeben der Gedanken ist falsch.

Fortsetzung folgt ...