Der letzte Zug von ziggiflupp - Das Tagebuch

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ziggiflupp
DER 4. TAG

DER 4. TAG

Ich denke viel über das Rauchen bzw. Nichtrauchen nach. Ich frage mich, warum ich es schaffen werde und es jetzt schon weiß, dass es so sein wird. Hochmut kommt ja bekanntlich vor dem Fall und es wäre mir schon arg peinlich, irgendwann sagen zu müssen. Ausversehen, wollte eigentlich gar nicht, war ein Ausrutscher und andere haben mich verleitet, war zudem kostenlos und eine heiße Brünette hat mir verliebt lächelnd ihre Zigarette mit zartrosa Lippenstift dran in die Hand gedrückt, da konnte ich ja wohl nicht anders.

Das wäre mir vor 15 Jahren bestimmt passiert und ich fragte mich, was nun anderes ist. Abgesehen davon, dass mich in meinem Alter sicher keine heiße Brünette von der Zigarettenmafia versucht, reinzulegen. Ich glaube es gibt einen Faktor, den ich geändert habe und der mir völlig einleuchtend scheint. Seit ich meine Kinder habe, habe ich Verantwortung übernehmen müssen und zwar nicht nur für sie, sondern zwangsläufig auch für mich selbst. Wie soll für andere Vorbild sein, wenn ich mich selbst nicht im Griff habe? Das geht nicht.

Vor gut 15 Jahren war es mir noch ein angenehmer Gedanke, im Vollrausch auf einer Parkbank zu übernachten und auszuprobieren, wie welche Droge wirkt. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich konservativ anhöre, ich glaube einfach, ich bin reif genug geworden aufzuhören.

Natürlich wünsche ich allen jungen Menschen, so früh als nur möglich mit dem Rauchen aufzuhören aber ich weiß auch um der Schwierigkeit, noch mitten im Leben, getrieben von Emotionen, Liebe und Geld mit dem Rauchen aufzuhören. Diesen Menschen zolle ich besonderen Respekt, denn in einer unruhigen Zeit eine klare Entscheidung zu treffen, ist nicht immer leicht. Zu euphorisch die Hochs des Lebens und zu niederschmetternd die Misserfolge.

Der Tag selbst verlief reibungslos. Ich habe selten das Gefühl, eine Zigarette rauchen zu wollen und es fällt leicht, mir dieses zu verbieten, obgleich ich in einem Raucherlokal saß. Sicher ist es kein feiner Zug und charakterschwach zudem aber ich fange an, innerlich über Raucher zu spotten. Immer wieder der Griff zur Schachtel, immer wieder die Suche nach dem Feuerzeug und immer wieder automatisiert, die Hand, die zum Mund führt ohne es wahr zu nehmen, so wie ich es nie wahrgenommen habe. Ich habe sie heute angestarrt. Unverblümt, wie ein Voyeur in einer Peepshow habe ich sie beobachtet. Wie sie sich bewegen, wie sie den Qualm ausatmen. Es ist für mich, als erwache ich aus einem Traum und fange ganz langsam an, eine andere Wahrnehmung zu realisieren.

Sicher werde ich die Raucher nicht verachten aber ich frage mich schon, warum sie dem Sensemann auch noch die Tür aufschließen, obwohl in der letzten Sendung Aktenzeichen XY ungelöst vor dem schwarzen Mann gewarnt wurde, der Türaufschießern vielleicht den Tod einhaucht und sie leiden lässt.

Ein weiter Teilerfolg wurde heute erzielt. Meine Liebste will auch mit dem Rauchen aufhören. Ich werde sie unterstützen aber Sie traut dem Braten noch nicht. Sie meint ihre Suchtreaktionen bereits zu kennen. Somit meine ich sie auch zu kennen. Nun wir werden sehen. Bislang ist sie 20 Std. ohne ausgekommen und ich als erfahrener 4 Tage Exraucher Lol kann da natürlich mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Fortsetzung folgt ...

einfach_nur
..hallo Flupp,

..hallo Flupp,

liest sich wirklich gut bei Dir. Hab jetzt grad DEin ganzes Tagebuch durchgelesen... :rolli1:

Ich beobachte heute noch die Raucher...in der Anfangszeit bin ich ihnen regelrecht hinterhergelaufen, um ein wenig zu schnuppern, hat mir immer sehr geholfen. Vor ein paar Tagen ist mir nun das passiert, dass ich mir im Freibad nen anderen Platz gesucht habe, weil mich der Rauch gestört hat...
Was ich immer noch so eklig finde, ist der Geruch, den die Raucher an sich haben...ich meine jetzt nicht den Geruch einer frisch gerauchten Zigarette, nee, des is ein Geruch, den sie (und auch ich früher) immer an sich haben. Da ich ja siebenundzwanzig Jahre lang geraucht habe, ist der Geruch für mich was ganz erschreckendes [img:455f9da8bf]http://www.cosgan.de/images/smilie/konfus/g080.gif[/img:455f9da8bf] ...

Dass es Dir leicht fällt zu verzichten ist ja echt prima...ich musste wirklich kämpfen, war dem Heulen als sehr nah...

Nun drück ich Dir und auch Deiner Liebsten mal ganz feste die Daumen - sie kann ja fraoh sein, dass sie einen "erfahrenen Exraucher" an ihrer Seite hat [img:455f9da8bf]http://www.cosgan.de/images/smilie/frech/r010.gif[/img:455f9da8bf]

Dir en Grüßle
Claudi :danci1:

sukram
Wieder sehr gut zu lesen Dein

Wieder sehr gut zu lesen Dein Beitrag, aber dass junge Menschen leichter wieder in die Sucht zurückfallen würde ich überhaupt nicht sagen. Wenn jemand auf Grund "verschiedener Reize", in deinem Beispiel die Frau, einfach JA sagt hat das für mich nur mit Charakterschwäche und fehlender Standhaftigkeit zu tun.
Ich denke jeder, auch Jugendliche, sind reif genug um NEIN zu einer Zigarette bzw. zu dem der sie anbietet sagen zu können.
Ich denke, dass das Rauchen selber unter jungen Menschen lange nicht mehr cool ist, sondern für junge Leute und auch reife ältere Leute einfach die Schwierigkeit besteht vor einer oder in einer größeren Gruppe NEIN sagen zu können.
Wer das nicht kann ist schwach genug um zu rauchen. Wer es kann ist stark genug um es nicht zu tun bzw. aufzuhören.

Ohne Kippen unterwegs seit dem 19.06.2006
Meine Website: www.Fotovoter.de

ziggiflupp
Wenn ich nicht irre, ist

Wenn ich nicht irre, ist heute der 6. Tag.

Mir geht es sehr gut. Ich scheine tatsächlich keinerlei Probleme mit dem Aufhören zu haben. An sich wird das Tagebuch langsam überflüssig, denn was soll ich noch berichten, abgesehen davon, dass nichts und niemand mich noch mal zu einer Zigarette bewegen kann. Ich scheine keine Hilfe und Unterstützung zu benötigen, bin nicht mal als Stütze für andere zu gebrauchen, da ich mich nur schwer in sie Reinversetzen kann.

Da mein Körper immer noch genau das tut, was ich ihm sage, muss ich mir keine Sorgen machen, dass er sich, sollte ich mal eingeschlafen sein, heimlich Zigaretten kaufen geht und sich über meinen Willen hinwegsetzt. Meine Überlegungen über das Rauchen haben eine paradoxe Ebene erreicht. Ich habe Geld dafür ausgegeben, Gift in meinen Körper zu inhalieren und vieles mehr. Wie benebelt muss mein Gehirn gewesen sein, um nicht wahrzunehmen, was genau ich da mache.

Gestern, es war so gegen ca. 12 Uhr am Mittag, ich wollte noch einen Tortenboden holen und fuhr zum Einkaufen in einen großen Einkaufsmarkt. Ich holte ein paar Sachen und kam zur Kasse. Von weitem schon sah ich einen Mann mit dunkler Kleidung, sie wirkte verschlissen und das Hemd hing etwas aus der Hose. Vor sich hatte er 2 Flaschen Sangria Fusel auf dem Boden stehen. In leicht gebückter Haltung, konzentriert auf einen festen Stand, zählte er mit zittrigen Händen sein Kleingeld durch. Den Vorgang wiederholte er genau 3 Mal, bevor er die beiden Flaschen aufs Band der Kasse stellte. Alleine der Anblick dieser Gestalt war Mitleid erregend. Als ich nun, während er das 2. Mal begann sein Kleingeld durchzuzählen, eben an diese Kasse kam, verschlug es mir den Atem. Dieser Mann roch nach mindestens 4 Liter halb verdautem Fusel und 3 Aschenbechern. Ich versuchte einfach nicht zu atmen und ging automatisch einen Schritt nach hinten. Natürlich ließ ich mir nichts anmerken, auch wenn es diesem Manne wohl völlig egal gewesen wäre, hätte ich mich auf das Kassenband übergeben. Es war erschreckend für mich, wie penetrant solche Gerüche wirken können und fragte mich zeitgleich, wie ich bei meinem letzten Suff wohl roch. Der Mann gab der Kassiererin sein gesamtes Kleingeld in die Hand und sie suchte sich die passenden Münzen raus. Anschließend wünschte die Kassiererin ihm einen schönen Tag, was der Mann mit einem flach ausgesprochenem "Gumpf" erwiderte.

Der Mann wird, so glaube ich, nur wenig Chancen haben, aus dem Kreis seiner Drogen auszubrechen aber ich blicke hier auf Menschen, die völlig in Takt und intelligent sind. Menschen die wissen, was eine Zigarette bewirkt und die vor allem noch über sich selbst entscheiden können. Ich glaube, die meisten von euch können aufhören mit Rauchen, wenn sie es wollen und sich keiner Nikotin Illusion hingeben. Dazu wünsche ich noch viel Mut und einen haufen Realismus.

Somit schließe ich vorerst mein Tagebuch und danke euch für euren Einsatz und Zuspruch.
Sicher werdet ihr noch vielen helfen können mit Rauchen aufzuhören. :!:

nicomaus
hallo Fluppy,

hallo Fluppy,

na dann wünsche ich das alles weiterhin ,so fantastisch für dich läuft..... [img:4d7e950338]http://www.cosgan.de/images/more/bigs/a084.gif[/img:4d7e950338]
Es hat sehr viel Spaß gemacht dein kurzes TB zu lesen......vielleicht liest man sich ja mal wieder.....würde mich freuen (aber bitte als NMR) [img:4d7e950338]http://www.cosgan.de/images/more/bigs/c014.gif[/img:4d7e950338]

lg nico

die letzte Zigarette am 12.5.06 um 20:38 geraucht

sicher ist ein Schiff nur im Hafen,aber dafür sind Schiffe nicht gebaut .....
John A.Shedd

[url=http://www.ohnerauchen.de/forum/ftopic1757.html]Nico's Tagebuch[/url]

city
nicomaus hats auf dem punkt

nicomaus hats auf dem punkt gebracht!! toll, dass du so standhaft bist und schreib mal wieder, ok?

wünsch dir ein schönes we

bea

Rauchfrei seit dem 10. Januar 2006

[url=http://www.ohnerauchen.de/forum/ftopic1462.html]City's Tagebuch[/url]

ziggiflupp
Jetzt ist es fast ein Jahr

Jetzt ist es fast ein Jahr her, seit ich mit dem Rauchen aufgehört habe. Wie ich es mir dachte ist es immer eine persönliche Entscheidung, die einzig mit dem Willen zu tun hat. Niemand hat mich in dieser Zeit dazu zwingen können, eine Zigarette zu rauchen. Es kamen keine Raucher, die mich in eine Zwangsjacke steckten und mit Nikotin folterten. Ich fühle mich befreit von einer Last, von einer Dummheit, die ich als junger Mensch begann und für die ich erst erwachsen werden musste, sie wieder loswerden zu können. Seit dem ich keine Zigarette mehr rauche, fühle ich mich ruhiger und habe nun die Gewissheit gewonnen, mich und mein Leben selbst zu bestimmen und mir vertrauen zu können. Ich habe das Gefühl, die Geschwindigkeit aus meinem Leben genommen zu haben, denn die Stunden sind nicht mehr in viele kleine Pausen und Zeitzonen unterteilt, die den Abstand zwischen den Zigaretten ausmachten. Natürlich hatte ich die erste Zeit auch den Eindruck, mir würde etwas fehlen, doch diese Zeit habe ich mit Ruhe gefüllt. Nichts tun, Nachdenken, Entspannen. Ich fühle mich sowohl körperlich, als auch seelisch bereichert. Warum sollte ich je wieder anfangen. Ich werde es nicht.

Schön, dass es dieses Forum gab, es hat mir die ersten Tage geholfen Worte zu finden und Vergleiche zu ziehen.

Ich danke euch.

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