Liebstes Patenkind,

tatsächlich gibt es noch immer Cherry Coke, eines meiner liebsten Getränke. Aber da ist so abartig viel Zucker drin - man kann nach dem Genuß eines Glases von dem Zeug förmlich spüren, wie man zunimmt und die Hose enger wird

30 Jahre ist doch noch kein Alter für ein Haus. Meines ist von 1958 und substantiell gar nicht mal schlecht gebaut. Bei unseren Renovierungen haben wir an den Wänden eine defekte Wasserwaage entdeckt, so gerade ist das hier alles.
Aber dann wurde der Ehegatte der Vorbesitzerfamilie schwer krank (Lungenkrebs IIRC). Den Ausbau des Obergeschosses konnte er noch halbwegs überwachen, den Anbau des Wintergartens aber wohl nicht mehr. Und das merkt man überdeutlich.

Als wir den Kasten 2002 kauften, sahen wir an der "Nahtstelle" zwischen Haus und dem Anbau einen kleinen Wasserfleck. Auf unsere Nachfrage wurde uns versichert, das das alles dicht und repariert sei. Wir hatten ja keine Ahnung...

2 Jahre später begann der Fleck zu wachsen. Die Tapeten lösten sich. Dann lösten sich die darunter befindlichen Tapeten aus den 70ern, dann die darunter klebenden aus den 60ern. Es löste sich anschließend der Putz und was unter der Holzvertäfelung der Decke war, das trauten wir uns gar nicht nachzusehen. Ich behalf mir damit, mit an die Decke getackerten Handtüchern das Wasser aufzufangen, damit das getropfe mich nachts nicht aufweckt. So ging das bis 2014.

Meine damalige Ehefrau stürzte in eine sehr schlimme Depression und vergaß binnen Sekunden, was sie gerade tat. Bonus: Sie raucht immer noch (bis heute !). Da im Haus wegen meiner kaputten Lunge striktes Rauchverbot herrscht, ging sie immer auf den Balkon zum rauchen. Dieser Balkon ist das Dach des undichten Wintergartens. Ihre Aschenbecher füllten sich im Laufe der Monate (wozu denn leermachen...). Es kam, was kommen mußte. Sie vergaß, eine Kippe richtig zu killen. dadurch fingen die geschätzen 120 anderen Kippen in den Aschenbecher auch an zu glimmen. Es war einer der ersten wärmeren Tage und es wehte ein leichtes Lüftchen... Das dem Glimmen ordentlich Sauerstoff zufächelte. Der ganze Mist fing an zu brennen.
Der Glasaschenbecher hielt das irgendwann nicht mehr aus, platzte und der ganze brennende Modder ergoß sich auf den Gartentisch, der da stand. Nein, ihr braucht nicht raten, der war natürlich aus Plastik, das sich gern als Nahrung für die Flammen anbot und das ebenso gierig wie gern als Nahrung angenommen wurde. Das geschmolzene und brennende Plastik platschte auf den Boden - der mit Teerpappe abgedeckt war. Diese war als Notlösung wegen des Durchregnens aufgebracht worden, hatte aber nicht geholfen.

Was soll ich sagen, das Zeug brennt auch gut. Als ich nach oben rannte, stand der ganze Balkon 3 Meter hoch in Flammen und die Nachbarn kamen schon gerannt und hämmerten wild gegen die Tür.

Es folgt die übliche Arie: Feuerwehr, Polizei, Krankenwagen, Gutachter, Presse, Sanierung. Bei der Sanierung dann haben wir erst wirklich erkannt, was mit diesem Wintergarten schiefgegangen ist:

Damals wollte man das Dach schon von vornherein als Balkon benutzen. Also hat man, der einfacheren Pflege wegen, dort 30x30cm-Gehwegplatten verlegt. Das ist an sich nicht schlimm. Man hat nur leider keine frostsicheren genommen. Die Verfugung zwischen den Platten war ebenfalls im Sparmodus gemacht worden und ebensowenig frostfest. Womit die Unbill ihren Lauf nahm: Im Herbst wurde das alles schön naß und saugte sich voll Wasser, das im Winter gefror und die Fugen sprengte. Mehr Wasser, mehr Frost, Platten rissen. Mehr Wasser, mehr Frost, Platten lösten sich

Irgendwann krabbelte das Wasser unter den Platten umher und bildete Pfützen, die dann gefroren. Das Wasser sickerte in den Estrich ein und in die Nahtstelle zum Haus. Dort kroch es dann an der Decke in das innere des Wintergartens und tropfte herunter, durch die Holztäfelung durch auf das frisch verlegte Laminat. Platsch. Platsch. Platsch.

Das Problem haben unsere Vorbesitzer schon gehabt und versucht, das zu reparieren. Was haben sie getan ? Teerpappe draufgeklebt. Blöderweise hat der "Reparateur" wohl keinen Plan gehabt. Teerpappe klebt nicht auf Gehwegplatten, da muß erst ne Grundierung drauf, die auf den Gehwegplatten haftet; die Teerpappe haftet dann auf der Grundierung. Ham se nich gemacht. Beim Verkleben wurde dann heftig gemurkst, Nahtstellen waren nicht richtig überlappt... Also krabbelte das Wasser dort hinein und nutzte eifrig den schon über Jahre fertig ausgetretenen Weg.

Drei Schichten Teerpappe fanden wir vor, unsere als Notreparatur gedachte Schicht eingeschlossen. Als der Sanierer mit diesem seltsamen Spachtel unter die Pappe kam und sie hochreißen wollte, hob er die gesamte Teerpappe auf dem Wintergarten hoch. Darunter sahen wir dann das Debakel. Drei Platten konnten wir einfach hochheben, die lagen nur noch lose herum...
Im Innenraum wurde damals dann die nasse Tapete mit Latexfarbe überstrichen, mit Rauhfaser überklebt und diese wieder mit Latexfarbe überstrichen - so kam das Wasser da nicht mehr durch. Auch ne Methode... Erinnert mich an den Spruch: "Es bringt nicht viel, die Lungenentzündung mit Hustensaft zu bekämpfen. Zwar hustet man nicht mehr, stirbt aber trotzdem."

Jetzt haben die Jungs das richtig gemacht. Die Platten wurden neu verklebt, neu verfugt. Dicke Schicht Grundierung drauf, dicke Teerpappe drauf. Auf die Pappe haben wir einen Kunstrasen gelegt. Die Schäden im Inneren des Wintergartens wurden behoben (ja, wir haben sehr viel Spachtelmasse gebaucht, glaub mir), neu tapeziert und KEINE Latexfarbe benutzt . Seit 2 Jahren ist da nun Ruhe.

So kanns gehen, wenn man Pfusch nicht sofort abstellt - oder keine Ahnung hat, wie man Murks erkennt.

OMG, nun hab ich hier wieder n Roman verzapft ! Sorry, wollte euch nicht nerven damit.