Rob´s Tagebuch

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Rob10
Rob´s Tagebuch

So, hallo zusammen. Erstmal vielen Dank an die Betreiber des Forums - schön das ihr so eine Plattform geschaffen habt, die ohne Zweifel schon vielen geholfen hat und auch noch helfen wird!

Ich habe seit 6 Tagen keine Zigarette geraucht, und möchte hier "meine Geschichte" dokumentieren.

Ich heiß Robert, bin noch nich ganz dreißig, glücklich verheiratet, hab einen Job der mir viel Spaß macht und die Zeitspanne, in der ich geraucht habe, dauert (e) länger als die Zeitspanne, in der ich nicht rauchte. Bislang habe ich noch nie versucht aufzuhören. Um ehrlich zu sein, weil ich Angst davor hatte, mir eventuell eingestehen zu müssen, das ich es nicht geschafft habe. Und auch Angst davor, was dieses Eingeständnis aus meinem Selbstvertrauen macht. Paradox, nicht wahr? Hat was von "Ich bleib lieber gleich liegen, dann kann ich nicht nochmal hinfallen". Auf andere Lebensbereiche passt diese Einstellung so überhaupt gar nicht zu mir. Nur eben aufs Rauchen.

Vor drei Jahren hat man mir zum Geburtstag Allen Carrs "Für immer Nichtraucher" geschenkt. Ich bin eigentlich ne totale Leseratte. N gutes Buch und ich bin 2 Tage lang einfach nicht ansprechbar, dafür is dann das Buch auch durch. 10 Stunden am Stück lesen? Kein Problem. (hat das was autistisches :oops: ?) Auf jeden Fall war es bei diesem Buch natürlich nicht so. Ich hatte wie oben beschrieben logischerweise auch Angst, dieses Buch zu lesen. So hab ich jede Woche ein Kapitel gelesen (wenn überhaupt), und kurz bevor ich beim Kapitel "Die letzte Zigarette" war, hab ich dann aufgehört zu lesen. Begründung: Ich weiß ja schon gar nicht mehr was in den ersten Kapiteln stand, dann kann das ja alles gar nicht funktionieren. Ich les das irgendwann noch einmal. Soviel zu der rationalen Beurteilungsfähigkeit eines Rauchers. Auf jeden Fall hats etwa zu dem Zeitpunkt angefangen, das mich das Rauchen gestört hat, einfach weil mir klar war, das ich mich selber anlüg, um mich vor einer drohenden Niederlage zu schützen. Das mein Verhalten die größte aller möglichen Niederlagen war, war einem kleinen Teil von mir schon auch klar. Aber meine Angst vor dem Versagen hat ihn zum Schweigen gebracht.

Den nächsten Riss bekam das Raucherimage, als ich mit einem Bekannten eine längere steile Straße mit Gepäck hochgelaufen bin. Unnötig zu sagen, das er Nichtraucher ist. Auf jeden Fall wurde meine Atmung nach den ersten 200m schwerer. Ich musste durch den Mund atmen. Aber ich wollte natürlich nicht, das er es merkt. Also hab ich mich gezwungen weiterhin ruhig zu atmen. Als dann vor meinem Auge Funken getanzt haben, ich verschwitzt der Ohnmacht nahe war, und mit einem Mal so tief eingeatmet hab, wie es nur ging, weil ichs nicht mehr ausgehalten hab - logischerweise gefolgt von einem Hustkonzert - hat mein Bekannter Panik bekommen. Klar, wer fängt denn schon auf einmal schlagartig an, von normaler Atmung auf "ich hab grad nen Marathon hinter mir" - Atmung umzuschalten. Das Husten hat natürlich nicht zu seiner Beruhigung beigetragen. Er war drauf und dran einen Krankenwagen zu rufen, und ich konnte aber noch nicht reden (ich hustete immer noch) - war gar nicht so leicht ihn nonverbal davon zu überzeugen, das ein Krankenwagen nicht nötig ist. Logischerweise musste ich ihm dann auch beichten, das ich nicht wollte, das er mitbekommt, wie schlecht die Kondition wirklich ist. Ich kam mir vor wie ein Idiot. Hier wurde der Gedanke geboren: Ich will aufhören. Zwar noch garniert mit: "Morgen dann" "Ah, nicht vor den Prüfungen" "Mh, grad is so stressig, aber in zwei Wochen dann" "Nur noch die Stange fertigrauchen, wär ja schad drum" etc. Aber immerhin. Der Wunsch war geboren.

Naja. Genug der einleitenden Worte, zurück ins Hier und Jetzt. Gerade mache ich einen beruflichen Aufstieg und bin für fast drei Jahre unter der Woche weg von zu Hause. In dieser Zeit hab ich angefangen zu laufen. Klar, erstmal wars nur peinlich - nach knappen 5 Minuten mit hochrotem Schädel direkt vom laufen ins langsame Gehen verfallen. Hab mich jedesmal tierisch geschämt, wenn ich im Park der Ohnmacht nahe von anderen Sportlern überholt wurde, gefragt wurde, ob auch alles in Ordnung ist etc. Außerdem wurde mein Ehrgeiz in keinster Weise befriedigt. Ich hab schon den Anspruch, wenn ich etwas oft mache, das ich einigermaßen gut darin bin. Tja, ich laufe seit drei Monaten und... es geht nicht so recht was weiter. Mit ach und Krach komm ich 15 Minuten durch - seit fast einem Monat stagniert das aber. Hier wurde der Wunsch nach dem Aufhören gewaltig. Wenn das jetzt schon so schlimm ist - wie wird das wenn ich 50 bin und noch rauche?

Damit entstand der Plan. Da ich weiß, das ich das mit meinem Ego nicht vereinbaren kann, gegen die Zigaretten zu verlieren, hab ich angefangen, das Problem zu analysieren. Endlich konnte ich auch beim Rauchen mein (ich hoffe das klingt nicht arrogant) ausgeprägtes Analytisches Denken einsetzten und das Problem Rauchen objektiv beleuchten, so wie ichs mit anderen Problemen mach.

Was für Probleme können auftreten?

Gewichtszunahme:
Alles klar, Ernährung umgestellt. Wenn ich schon nen Fressflash bekomm, dann wenigstens mit Citrusfrüchten und Vollkornbrot.

Situationen in denen man schwach werden könnte:
Provozieren. Wenn ich versage, dann bitte direkt am Anfang und nicht nach sechs Monaten. Sprich, weiter für Papa die Zigaretten aus der Tschechei mitnehmen, weiter auf Partys gehen, auch Alkohol trinken, weiterhin mit den anderen zum rauchen rausgehen etc. Ich hab für mich den Entschluss gefasst, das ich mir keine zeitlichen Meilensteine stecken will. Ich will Meilensteine a´la "Tolle Party, hab keine große Lust auf eine Zigarette gehabt" etc.

Akne:
N paar Pickel bringen mich sicher nicht um. Warum steht das hier?

Schlaflosigkeit:
Könnte n Problem werden. Bei wirklich viel zu wenig Schlaf über Baldrian nachdenken.

Nervosität:
Könnte n Problem werden. Baldrian auch am Tag? Mal beobachten.

Agressionen:
Davor hab ich wirklich Angst. Wenn ich Menschen die mir nahe stehen, nur wegen Schmacht schlecht behandel, müsst ich mir ja die Macht der Zigaretten über mich eingestehen. Darf nicht passieren. Wenn ich sauer werde, erstmal bis zehn zählen.
...

Und wenn ich so darüber nachdenke, Schlaflosigkeit und Nervosität mit Baldrian betäuben aber Situationen, in denen man schwach werden könnte, provozieren? Passt nicht zusammen. Baldrian ist gestrichen. Wenn ich wirklich viel zu wenig Schlaf abbekomme, werd ich schon irgendwann so müde sein, das ich wieder schlafen kann.

So, ich muss jetzt leider los - der Bericht von Tag 1 - 7 wird heut Abend geschrieben. (Damit das Tagebuch mal seinem Namen gerecht wird :!: )

Maggi
Bild des Benutzers Maggi
Hallo Rob,

Hallo Rob,
erstmal ganz herzlich willkommen.
Es fängt schon spannend an dein Tagebuch und ich werde bestimmt ab und zu mal lesen wie es dir ergangen ist.

Liest sich auf jeden Fall alles sehr vielversprechend.

Herzliche Grüße
Maggi

mondschaf
Bild des Benutzers mondschaf
Hallo Rob,

Hallo Rob,

auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum.

Und schon fast eine Woche geschafft. Glückwunsch!

Da bleibt mir vorerst nur, dir genug Sturheit zu wünschen, um dem :twisted: zu zeigen, wo der Hammer hängt.

*Daumendrück*
GlG vom mondschaf

Die ersten Schritte sind wertlos, wenn der weg nicht zu Ende gegangen wird.

rauchfrei seit 12.12.2009
zum MONDschaf

Rob10
Tag 0

Danke Maggi, Danke Mondschaf!

So, dann mal zu den einzelnen Tagen:

Tag 0:

Es ist der 13.04.2010, 15:00 Uhr. Ich habe mich dazu entschlossen, das Rauchen aufzugeben und hier sitz ich nun mit meiner letzten Zigarette. Die Angst vor dem Versagen macht sich schon während dem rauchen breit. Was ist, wenn ichs nicht schaff? Blöde Gedanken. Während dem Rauchen finde ich eine angefangene Schachtel mit 5 Zigaretten. Na super. Damit war das Aufhören um 5 Zigaretten verschoben.

Es ist der 13.04.2010, 19:00 Uhr. Ich sitze nun hier mit meiner WIRKLICH letzten Zigarette. Nach dem Ausdrücken bin ich in einer seltsamen Stimmung. Nennen wirs verhaltene Euphorie. Ich brauch Beschäftigung. Was tun? Früher hab ich am meisten geraucht wenn ich am PC saß. Aber ich hab mir ja vorgenommen, diese Situationen bewusst zu provozieren. Also bin ich bis zum Schlafen gehen am PC gesessen und hab n bisschen gespielt. Meine Faulheit, nicht zur Tankstelle laufen zu wollen hat geholfen, die Zeit durchzustehen. Als sich um 23:00 Uhr der erste richtige Hunger nach einer Zigarette eingestellt hat, bin ich mal lieber schlafen gegangen.

mondschaf
Bild des Benutzers mondschaf
[quote:f185a90a76="Rob10"]…

[quote:f185a90a76="Rob10"]….weil ich Angst davor hatte, mir eventuell eingestehen zu müssen, das ich es nicht geschafft habe. Und auch Angst davor, was dieses Eingeständnis aus meinem Selbstvertrauen macht. Paradox, nicht wahr? Hat was von "Ich bleib lieber gleich liegen, dann kann ich nicht nochmal hinfallen". Auf andere Lebensbereiche passt diese Einstellung so überhaupt gar nicht zu mir. Nur eben aufs Rauchen. [/quote:f185a90a76]

Genauso ging es mir. Wenn nach Silvester sämtliche Kollegen mal wieder aufhören wollten, war ich die Einzige, die „das Spiel“ nicht mitspielte. Naja, nach spätestens 3 Wochen standen dann sowieso wieder alle an der Raucherurne. Da konnte ich dann sagen: „Hab ich doch gleich gesagt....“

Also wenn ich ehrlich bin, letztendlich habe ich mich mit dem Aufhören auch irgendwie selber überrumpelt ... wenn ich das großartig geplant hätte, würd ich wahrscheinlich heut noch rauchen.

Na jetzt hast du ja angefangen mit Aufhören. Biggrin Dann bleib mal dran!

mondschaf

Die ersten Schritte sind wertlos, wenn der weg nicht zu Ende gegangen wird.

rauchfrei seit 12.12.2009
zum MONDschaf

Rob10
Tag 1

Es ist der 14.04.2010. Ich stehe um 09:00 Uhr auf, habe überhaupt keine Lust auf eine Zigarette, zumindest kein wirkliches Verlangen. Ich geh direkt Duschen, zieh mich an und lauf zur Bushaltestelle. Ich mach mir kurz Gedanken, ob ich den Aufhörplan publik machen soll. Entscheide mich aber dagegen, wenn ich direkt scheitere solls mir nur vor mir, nicht vor anderen peinlich sein.

An der Bushaltestelle das erste, richtige Verlangen seit der letzten Zigarette. Echt schlimm, ich halts kaum aus. Ich denk kurz nach und klar - IMMER, bei JEDER Bushaltestelle, wenn ich auf den Bus gewartet habe, wurde seit 15 Jahren geraucht. Das ist quasi ein Ritual geworden. Daraufhin habe ich mich entschieden, nicht mehr auf den Bus zu warten. Ich wollte mich zwar bewusst Situationen aussetzen, in denen es gefährlich werden könnte, aber daran habe ich in diesem Moment nicht gedacht. Ist sowieso viel gesünder, also bin ich die paar KM zu Fuß gelaufen. Während ich so gelaufen bin, war das Verlangen nach einer Zigarette wie weggeblasen. Bewegung scheint wirklich zu helfen.

Oben an der Uni angekommen (der Aufstieg beinhaltet auch n paar Semester, in denen ich ein zweites Studium ableisten darf) erstmal n Kaffee geholt und zu der Rauchergruppe gestellt. Schmacht war erstmal nicht so wild. Während der Vorlesung ist alles in Butter, man ist ja beschäftigt und darf sowieso nicht rauchen. In den Vorlesungspausen wirds unangenehmer. Vor allem weil ich Hunger hab. Ich hab noch nicht gefrühstückt, und mir fällt auf, das der Hunger ein ähnliches Gefühl ist, wie die Lust auf eine Zigarette. Mir wird schlagartig klar, warum viele Leute beim Aufhören zunehmen. Das Gefühl ist sehr ähnlich. Man setzt wohl das Verlangen nach einer Zigarette mit Hunger gleich und isst dadurch, obwohl man eigentlich nix braucht. Kurzes Hochgefühl, weil ich stolz darauf bin, das kapiert zu haben. Dann kommt wieder das Problem. Hunger UND Lust auf ne Zigarette ist echt fies. Ich geh erstmal was essen. Nach dem Essen hab ich immer noch "Hunger". Das deprimiert mich ein bisschen. Meine Laune wird schlechter, ich werde etwas leichter reizbar, aber noch alles im grünen Bereich.

Am Abend hab ich wieder Schmacht und Hunger. Die Frage stellt sich, was soll ich tun? Habe keine Lust, wieder zu essen und trotzdem noch ein Hungergefühl mit mir herumzutragen. Also geh ich erstmal laufen. Nach dem laufen war der Wunsch aufzuhören wieder richtig stark, der Wunsch nach einer Zigarette wie weggeblasen. Habe ein normales Abendbrot gegessen und war satt, kein Hungergefühl mehr. Es machte sich echt n paar Minuten lang richtige Zufriedenheit breit.

Dann ging ich duschen und prompt wieder Schmacht. Ich bin wieder gereizt, stärker als am Vormittag. Ich spiele noch kurz am PC, das Verlieren im Spiel, welches mich sonst eher ansporn stört mich (GERRREIZT!). Sehr seltsam, lieber ab ins Bett.

Rob10
Tag 2

Es ist der 15.04.2010 um 07:30 Uhr und ich bin verwirrt. Die Nacht war so richtig Mist. Ich bin mindestens zehnmal aufgewacht, konnte zwar immer wieder recht schnell einschlafen, aber trotzdem. Normalerweise wär ich nach so einer Nacht mehr tot als lebendig. Nicht so heute. Ich wache auf und bin wach. Komisch - mir geht so einiges durch den Kopf.

Hier in meiner Zweitwohnung hab ich immer geraucht, wo ich auch geschlafen habe. Klar, vor dem Zubettgehen hab ich immer gelüftet, aber könnte die Niedergeschlagenheit am Morgen vielleicht mit davon stammen? Das ich jetzt nach so einem schlechten Schlaf so wach bin, schiebe ich mal einfach der "höheren Sauerstoffzufuhr weil ich mit dem Rauchen aufgehört habe" in die Schuhe. Mir ist klar, das das nach so kurzer Zeit sicherlich nicht der Fall ist, aber ich hab dadurch gute Laune und das reicht mir, das ich das nicht weiter hinterfrage.

Direkt nach dem Aufstehen hab ich eh keinen Schmacht, es geht mir gut. Auf dem Weg zur Bushaltestelle (und der Frage obs gleich wieder losgeht mit der Sucht) ist mir zum ersten mal aufgefallen, das ich seit dem ich in die Dusche gegangen bin, überhaupt nicht mehr an die Zigaretten gedacht habe. => Prompt das totale Hochgefühl. Ich muss grinsen - und warte ohne darüber nachzudenken an der Bushaltestelle auf den Bus, in Gedanken immer noch daran, das ich für ne kurze Zeit nicht mehr an die Zigaretten gedacht habe. Das ich damit das böse "Bushaltestellenritual" durchbrochen hab, wird mir erst bewusst, als ich fast wieder aussteigen muss.

Mit nem dermaßenen Hochgefühl, das ich die Bushaltestelle besiegt hab (hab ich das wirklich so geschrieben? Wer zum Teufel hat sich die Regel mit "es soll nichts editiert werden" ausgedacht?), komm ich zur Uni und denk mir, das das mit dem Aufhören eh schon fast geschafft ist. *räusper*

Nun ja, sowie ich mir meinen Kaffee geholt hab und mich zu meiner Rauchergruppe gestellt hab (die seltsamerweise immer noch nicht gemerkt hat, das ich nicht mehr rauche), wurde mir klar, das dem nicht so ist. Auf einen Schlag hab ich so sehr Lust auf ne Zigarette, ich konnts kaum glauben. Grad noch so gute Laune und jetzt kurz vor der Depression. Solche Stimmungsschwankungen passen doch gar nicht zu mir? Ich bin doch eigentlich eher ruhig und rational veranlagt? Ich konnts zwar überspielen aber prompt war ich wieder extrem leicht reizbar. Viel schlimmer als gestern. Ich glaub, ich hab die Leute, die mir irgendwie im Weg standen allein mit meinen Blicken zur Seite geschoben :shock: .

Als dann nächste Pause ein Kollege mit dem ich mich super versteh, nen blöden Spruch in meine Richtung losgelassen hat (machen wir eigentlich immer, der morgendliche Gruß besteht meist aus "Mann, siehst du heut aber schei*piep* aus" oder ähnlichem dieser Kategorie), musst ich mich tierisch zusammenreißen. Ich wäre in diesem Moment ungelogen fähig gewesen, ihm mit meinem Stuhl nen neuen Scheitel zu ziehen. Er und ein paar andere, die auch in der Runde saßen, habens diesmal bemerkt. Was mich nur noch wütender gemacht hat - diesmal aber auf mich selber. Da wurde mir klar, das noch so einiges auf mich zukommen wird.

Als ich heimkam, wollte ich mit jemandem darüber reden - ich kam mit meiner Agression nicht so recht klar. Also hab ich meine Frau eingeweiht, das ich nicht mehr Rauchen möchte, und hab ihr erzählt, das ich mich stellenweise selber nicht mehr kenne. Sowohl dieses himmelhoch jauchzend als auch das zu tode betrübt sein (und noch schlimmer das Agressiv sein) will eigentlich so gar nicht zu mir passen. Auf jeden Fall tat mir das Gespräch gut, und ich war mir sicher, dass diese Gemütsschwankungen nur temporärer Natur sind. Sie war ziemlich überrascht, hat sich eigentlich damit abgefunden, das ich bis ins hohe Alter rauchen werde (so hoch wie das Alter halt als Raucher werden würde) und hat sich tierisch gefreut. Natürlich bringt mich das auch in ne blöde Situation - jetzt würde ich schon zwei Leute echt enttäuschen, wenns daneben geht. Davor wars nur ich alleine...

Dann war eigentlich nichts großartiges mehr. Ich war noch ein bisschen sporteln, hab mir so nen Nichtraucherelch, der mir anzeigt wieviel Zigaretten ich schon nicht mehr geraucht habe, wieviel Geld gespart etc. runtergeladen, und als ich dann am Abend ne richtig fiese Schmachtattacke abbekommen hab, bin ich direkt ins Bett (so gegen neun :oops: ).

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So, jetzt erstmal Pause mit dem Tagebuchübertragen, ich hab Hunger!

Rob10
Tag 3

Soo, Robert wurde gefüttert, und das das Verlangen nach der Zigarette danach weggeht, mach ich mal weiter mit dem Übertragen meiner Stichpunkte in Tagebuchseiten. (Wer Schreibt, braucht alle 10 Finger, hilft wirklich Biggrin )

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Am 16.04. wache ich in der Früh um 06:10 Uhr noch vor dem Wecker auf und könnte Bäume ausreißen, obwohl ich wieder so lückenhaft geschlafen hab. Heut ist der Tag, an dem ich wieder heimfahre, ich hüpf also aus dem Bett, Dusch mich und pack meinen Koffer. Während ich packe frag ich mich, ob der Morgen meine neue Lieblingstageszeit wird? Früher war ich am Morgen immer so platt (okay, ich ging auch immer später ins Bett - jetzt flücht ich ja vor dem Spätabendschmacht in die Heia), und außerdem hab ich kurz nach dem Aufstehen so gar keine Lust auf ne Zigarette. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil!

Auf jeden Fall wars heute wieder n bisschen nerviger an der Bushaltestelle (ich dachte ich hätte dich besiegt, du doofes Misthäuschen?), konnte mich aber mit extrem geschäftigem Fahrplanstudieren ablenken. Oben in der FH same Procedure as every day: Kaffee holen, ein bisschen Schmacht schieben. Heute bin ich lethargisch. Ganz komisch. Man könnte es mit: "Ich will jetzt eine rauchen... - aber ich hab ja keine, also halt nicht. Eh alles egal *durchdiegegendschlurf*" ausdrücken.

In der ersten Vorlesungspause kommt mein Kollege, dem ich gestern in meiner Agression gern den Scheitel nachgezogen hätte - wir haben ne Benefizparty zugunsten von einer Behindertenwerkstatt geplant, und jetzt ist ihm aufgefallen, das wir eigentlich gar kein Sicherheitspersonal haben. Ich sollte einspringen, und ich konnts ihm (gerade mit dem guten Zweck im Hintergrund) nicht abschlagen. Waren aber gemischte Gefühle - bleib ich über die Zeit bei der Feier rauchfrei? Das erfahren wir erst bei der Reportage über Tag 6.

In der zweiten Pause haben die ersten mitbekommen, das ich nicht mehr rauche. Ich wurde nach Feuer gefragt und naja - ich hatte halt keines einstecken. Tjo, jetzt komm ich aus der Nummer nicht mehr so recht raus - jetzt wissens zu viele Dirol .

Die Nachhausefahrt über die Tschechei verlief ereignislos, ich hab meinem Vater ein paar Stangen Zigaretten gekauft, was mich aber gar nicht gestört hat. Ich hatte auf der Nachhausefahrt nicht mal unbändige Lust auf ne Zigarette. Mal dran gedacht, aber es ging.

Dafür wartete daheim dann der Knaller auf mich. Meine Frau war noch nicht zuhause, und normalerweise hab ich noch bevor ich den Koffer ausgepackt hab etc. erstmal in der Balkontür ne Zigarette geraucht, um "von der Fahrt runterzukommen". Ist wohl ähnlich dem Bushaltestellenphänomen. Ich komm also schon mit ordentlich Drang nach ner Zigarette heim. Dann liegt im Flur eine offene alte Zigarettenschachtel von mir mit 3 Zigaretten und nem Feuerzeug drin. Ich wär ja fast ausgetickt. Ich hatte sogar schon eine Zigarette im Mund, hab sie aber dann schleunigst wieder unangezündet in die Schachtel bugsiert. Die Schachtel wanderte mit beherztem Wurf in einem Regal unseres Gangs. Ich war echt übel unruhig. Dann hab ich mir was zu trinken geholt und an den Arbeitstisch gesetzt. Was liegt da? Die vergessenen Mentholzigaretten der Trauzeugin meiner Frau. Natürlich halbvoll. Mit dem Gedanken "Das kanns doch jetzt echt nicht sein" die Schachtel geschnappt und zu der anderen geworfen.

Ich musste mich ablenken, also hab ich meine Frau angerufen, und hab sie gefragt ob sie die nicht wegräumen hätte können - Antwort war: Die im Gang hab ich nicht gesehen und die Mentholzigaretten hat Marion gerade eben liegen gelassen. Natürlich hab ich ihr mein Leid geklagt, wohl ziemlich bildlich - sie musste lachen (ich dann auch) und Marion wollte am anderen Ende natürlich wissen was los sei. Meine Frau hats ihr erzählt und - es war ja nicht anders zu erwarten - sie meinte: Das muss er schon aushalten wenn er aufhören will. Natürlich bin ich ÄUßERST empfänglich für solche Sprüche - hab befunden, das sie recht hat, und hab sie mir direkt in Reichweite hingelegt. Der Kampf hat zwei Stunden gedauert. Ich hab immer wieder hingefasst, die Schachteln wieder hingelegt (ich glaub n paar irre kicherer waren auch dabei) und am Ende hab ichs nicht mehr ausgehalten - die Dinger gepackt, in der Luft zerfetzt und in den Müll geworfen.

Danach war ich erstmal so aufgekratzt, das ich so lang gelaufen bin wie noch nie (etwa 25 Minuten hats gedauert, bis ich ausgepowert war). Danach n Bad genehmigen und ab in die Heia. Schlafen konnt ich leider immer noch nicht. Irgendwann kam dann meine Frau nach Hause und wir hatten dann noch n langes Gespräch bis in die Früh um... drei? vier? Damit war das Schlafen danach auch kein Problem mehr.

Eine Frage bleibt allerdings: Warum lassen mich die noch verschweißten Stangen Zigaretten für meinen Vater total kalt, aber eine offene Schachtel macht mich total fertig? Hat da einer von euch ne Theorie?

_____

Aber jetzt muss ich erstmal schlafen gehen, das Stichpunktausformulieren dauert ja viel länger als gedacht!
Bis morgen!

Rob10
Tag 4

Es ist der 17.04. und ich hab zur Abwechslung mal wieder durchgeschlafen. Okay, Kunststück, wenn man erst in der Früh ins Bett geht Biggrin . Auf jeden Fall war ich um 08:00 Uhr putzmunter, mit meiner Frau war noch nicht so viel los, also direkt wieder laufen gegangen. An Zigaretten kein Gedanke. Als ich wiederkam, hat Mademoiselle (schreibt man das so? - egal, ich darf ja eh nix verbessern) sich auch aus den Federn erhoben und wir haben gefrühstückt.

Kurzer Blick auf den Elch und gefreut, das es schon etwas mehr als 20€ sind. Waren dann nen Fotograf für die Hochzeit aussuchen und dann hab ich sie zum Italiener eingeladen - von dem Geld das ich mir gespart hab. Da wir aber beide Fisch wollten, hat das ganze 37 € gekostet. Also muss ich wohl noch bis mindestens 20.04. rauchfrei bleiben Wink . Beim Italiener hats mich nach dem essen kurz gesuchtelt, nicht zuletzt wegen der Raucher um mich herum (was fällt denen eigentlich ein, so genüsslich zu rauchen). Aber wir sind dann bald gegangen, der Tag ist schön, es scheint die Sonne und ich kann mitm T-Shirt rumrennen. Alles gut soweit.

Dann war ich recht müde (klar, bei 4h Schlaf), hab mich "kurz" hingelegt und auf einmal wars schon dunkel. Tjo, dann noch n bisschen Fernsehen, dann mit n paar Kumpels treffen. Alles Nichtraucher, bzw. einer ist dabei der nur Raucht, wenn er trinkt. Beneidenswert. Oder? Trinkt er mehr als früher? *grübel* Muss ich mal aufpassen. Auf jeden Fall war der Abend recht einfach, ein paar mal an ne Zigarette gedacht, aber nie so extreme Schmachtanfälle gehabt.

Als ich wieder daheim war, war ich noch nicht müde, kurz ein bisschen gesurft, ein bisschen gespielt, auf einmal furchtbare Lust auf eine Zigarette bekommen (warum kommt der Mist eigentlich immer so unangekündigt?) - sofort ins Bett geflüchtet. Ich danke Gott, das ich trotz Nikotinenzug keine Probleme mit dem Einschlafen habe!

Rob10
Tag 5

So, es ist für nen Sonntag die echt unchristliche Zeit 07:30 Uhr und ich schlag die Augen auf. Bin wach. Extrem wach. Irgendwie verstört mich das ein bisschen. Ich war seit Jahren nicht mehr SO wach. Also aufgesprungen, rein in die Trainingsklamotten und laufen - muss schnell machen weil ich Angst hab, sonst die Wände hochzukraxeln vor lauter Energie. Bin mal nicht durch den Wald sondern zum Bäcker gejoggt, hab Frühstücksbrötchen gekauft und wieder zurück. Bin wieder "normal" - dieser Energiekick ist weg.

Meine Frau freut sich über das Frühstück, wir planen Nachmittags ein Picknick am See zu machen - sie bereitet das Futter vor und ich schau ein bisschen im Internet umernander. Heut fängts mit der Lust auf Zigaretten recht früh an, jetzt hab ich wieder Angst die Wände hochzuklettern. Bin äußerst unruhig. Natürlich ziehts auch noch zu, so dass wir das Picknick schon fast an den Nagel hängen. Natürlich. Laune sinkt, ich bin extrem unruhig.

Christine merkt das und gibt sich äußerst Mühe mich abzulenken. Find ich süß, das versöhnt mich wieder n Stückchen mit der Welt. Wenn schon kein Picknick, dann hol ich halt ne DVD - 2012 wollten wir uns eh schon lang anschauen, und futtern das Picknick (yay, sie hat diese leckeren Hühnervollkornsandwiches mit selbstgemachter Mayo gemacht! ♥♥♥ - Das Leben ist also trotz Schmacht noch lebenswert). Bin zwar teilweise genervt, weil die Lust auf ne Zigarette grad überhaupt nicht weggehen will, aber auch froh, das ich Christine hab.

Kaum fahr ich zur Videothek (warum heißt das Ding eigentlich noch Videothek und nicht DVDthek? oder Blu-Raythek? ... Liebe Tagebuchleser, darf ich vorstellen - das sind meine Gedankensprünge. Die kommen und gehen wies ihnen passt. Sagt mal Hallo zu den Tagebuchlesern! "Hallo" - Brav! Und jetzt verschwindet mal wieder zum Stammhirn, ihr stört grad!.). Zurück zur Story. Also ich fahr zur Videothek (RUHE!) und prompt kommt die Sonne raus. Was machen wir jetzt? Wir sind hin- und hergerissen, also nehmen wir kurzerhand das Futter und den Laptop mit zum See, essen und schauen nebenbei 2012 an, dann genießen wir die Sonne. Zigarettengelüste überkommen mich kurz nach dem Essen, aber diesmal verschwinden sie so schnell wie sie gekommen sind.

Der Abend verlief ohne große Vorkommnisse, aber nachdem der Schmacht am späten Abend irgendwie immer schlimmer wird, flüchte ich mal wieder ins Bett. Ich mag mir gar nicht ausmalen wie schwierig es für mich wäre, wenn ich diese Fluchtmöglichkeit nicht hätte. Manche schreiben ja von Schlafstörungen, kompletten Nächten, in denen sie kein Auge zumachen etc... Zum Glück funktioniert das Einschlafen wie davor - waagrechte Position einnehmen und nach 2 Min schnarchen. Der Gedanke "es könnte alles noch viel schlimmer sein" tröstet mich.

Maggi
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Hallo Rob,

Hallo Rob,
machst du klasse!!!
Liest sich echt gut dein Tagebuch.
Lg. Maggi

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