ja micha, stimmt!
denke immer, dass das gefühl irgendwie wie ein genesender nach langer schwerer krankheit ist: man ist immer noch schwach, traut sich nicht raus, traut sich noch nicht so viel zu, aber es wird besser von tag zu tag, zumindest versucht man es, sich mehr und mehr zu belasten und es klappt.
ich war heute in einem café, allein, um zu arbeiten (ging nicht anders, weil die jungs beim kindergeburtstag waren und die fahrt hin und zurück hätte so viel zeit verschlungen, also konnte ich gleich in der nähe bleiben) - und es hat mich überhaupt nicht gestört, dass um mich herum geraucht wurde. hatte ja auch meine arbeit (an der ich mich festhalten konnte - und war auch ganz ruhig und konzentriert) und hab's sogar genossen.
überhaupt merke ich den sucht-unterschied bei den verschiedenen zigaretten: die warte- und langeweile-zigaretten vermisse ich kaum, auch nicht die mit-rauch-zigaretten, wenn andere, mir fremde personen rauchen -
ganz schlimm aber ist's bei stress (da war ich schon oft kurz davor) und bei meinen geliebten wehmuts-momenten, das sind die gefährlichen: wenn man irgendwo rauskommt, auf die straße, froh, gegangen zu sein, und es ist dunkel, die straßenlaternen leuchten, es ist herbst, die blätter an den bäumen und es ist so ein wunderbares licht, so eine melancholische stimmung - diese momente liebe ich so sehr und in diesen momenten habe ich auch früher oft meine "inspirationen" gehabt, aus denen später texte entstanden - in diesen momenten fehlt mir die zigarette enorm und es war nur glück, dass ich keine dabei hatte und dass ich mich daran erinnern kann, wie schlecht das gefühl im hals und in der lunge doch war (aber nicht im kopf!) das jedenfalls sind für mich wirklich die harten brocken, und ich bin mir ehrlich nicht sicher, ob ich nicht irgendwann mit dem rauchen wieder anfange. (kann man sich da überhaupt sicher sein?)
aber wie gesagt, zwischendurch gehts schon viel besser und ich bin oft erstaunlich ruhig und denke nicht an die zigaretten.
so in der hoffnung, dass es immer besser wird

liebe grüße rahel

hallo caba,

herzlichen glückwunsch erstmal zu deinem entschluss und den ersten 14 stunden! wirst sehen, das wird besser, auch mit dem schlafen. ging mir am anfang auch so, hatte einen ganz "hellen" schlaf und bin oft hochgeschreckt. merkwürdigerweise bin ich jetzt aber tagsüber wacher, früher bin ich manchmal am schreibtisch eingeschlafen (ehrlich!) und jetzt habe ich gar nicht mehr sone durchhänger den tag über.
der teufel wird dich nicht mehr so oft nerven, geht mir jedenfalls so, und ich hoffe, dass er irgendwann ganz aufgibt.

hallo nick,

komisch, mit den erhabenen momenten hast du schreinbar ganz anders erlebt wie ich - aber man kann es ja sowieso nicht gleich erleben. ich glaube, dass diese situationen mich noch lange versuchen werden - z.b. der erste schnee (soll angeblich mittwoch kommen) und so.
aber 's daumendrücken hilft auf jeden fall. (hab ich sogar mal gelesen - irgendsone psychologische studie, wobei mir nicht ganz begreiflich war, warum).
aber du hast recht - man muss wohl erst wieder lernen, ohne nikotin zu genießen - wie soll das auch so schnell gehen nach beinahe zwanzig jahren.

hallo micha,

nett, was du schreibst, ist nett - aber keine gedanken ums nmr (das heisst 'nicht-mehr-rauchen', ja?) musst du dir trotzdem nicht machen. (keine gedanken nicht machen ist die verneinung der verneinung, also bejahung, oder?) jedenfalls bei mir nicht. ich weiß nicht, ob mich der teufel nicht irgendwann doch besiegt, ich würde dafür keine hand ins feuer legen.
auf jedenfalls wünsche ich dir auch einen schönen herbst, ist eben eine tolle jahreszeit.
da fällt mir ein gedicht von rilke ein, eines meiner lieblingsgedichte, hat zwar nichts mit rauchen und nichtrauchen zu tun, aber mit herbst, ich hoffe, ich darfs trotzdem hier aufschreiben (und natürlich fällts mir nicht komplett ein - bin eben nach dem buch suchen gegangen und habe festgestellt, dass die rilke-bücher nicht mehr da sind, müssen bei meiner tochter stehen - also ich muss wohl mal ihre bücher durchgucken, wenn sie auszieht).
also rilke:

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiel den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben.
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Na, ja hat nichts mit nichtrauchen zu tun. und hab jetzt schon ein bisschen schlechtes gewissen, es aufgeschrieben zu haben, will hier ja eigentlich nicht die oberlehrerin spielen. aber ich hatte gerade große lust, es herauszusuchen. so.

zum schluss, vielleicht, noch zur motivation - fiel mir heute ein: ein früherer freund von mir (meine güte, was haben wir immer zusammen geraucht) hatte eine lieblingsausrede, wenn er auf's rauchen angesprochen wurde: angeblich gab es mal eine studie, ob raucher oder nichtraucher die intelligenteren sind. es gab aber keinen unterschied, nur einen: die ehemaligen raucher waren eindeutig die klügsten.
weiss nicht, ob es stimmt, aber finde es eine sehr lustige geschichte.

also einen schönen abend oder nacht und einen schönen herbst euch allen ohne große anfechtungen rahel