Vielen Dank für die Blumen...

Drei Jahre, das ist für mich in erster Linie eine Gelegenheit, darüber nachzudenken, wie schnell man älter wird. Auf der einen Seite ist es eine Ewigkeit, andererseits kann ich mich noch an jede Einzelheit dieser Tage erinnern. Eine Leistung ist es nicht mehr, das ist seit 2 Jahren vorbei. Es kostet mich keine Kraft, ich denke nur noch ans Rauchen, wenn ich darauf gestoßen werde (und natürlich hier ).

Ich bin so froh, diesem Mist entronnen zu sein. Gesundheitliche Probleme hatte ich reichlich damals, manches ist jetzt besser, anderes nicht, aber wenigstens ist auch nichts schlechter heute. Ich vermisse nichts, ich bin genau so zufrieden und unzufrieden, fröhlich und traurig, einsam und unter Freunden, erfolgreich und ein Versager, stark und schwach, dämlich und brillant, gesellig und eigenbrötlerisch wie damals mit den Kippen in der Hand. Nichts ist verloren gegangen, was sich nicht wieder finden ließ.

Eigentlich war es viel zu einfach, im Nachhinein, um sich nicht zu schämen für die vielen erfolglosen Versuche davor. Dieses Rätsel, warum es einerseits so unglaublich schwer, andererseits nachher ganz einfach ist, das habe ich hier versucht zu lösen, hier wo um den richtigen oder falschen Weg ja öfter ausgiebig gerungen wird. So richtig klar ist es mir immer noch nicht. Mein Weg war damals Allen Carr. Wenn ich heute in das Buch gucke, verstehe ich das selbst nicht mehr (allerdings, gesteht mir das bitte zu, gab es dieses Forum für mich noch nicht, ich musste das allein schaffen :shock: )

Eure Berichte, grade aus der ersten Zeit, da wo es noch so wackelt, haben mir jetzt die Gewissheit gegeben zu sagen: ICH RAUCHE NIE MEHR. Im Gegensatz zum Entschluss, aufzuhören, ist das nämlich ganz simpel: Ich muss nur diese eine nicht anfassen. Lächeln muss ich manchmal darüber, wie sie da so unschuldig aus der Packung guckt, vergessen von einem Gast auf der Silvesterfeier oder auf der Arbeit, irgend jemand hat sein Päckchen liegen lassen. Das Gefühl kennt Ihr auch: Mama hat gesagt, ich soll nicht in die Steckdose fassen, aber ...

Als ich noch Raucher war, dachte ich immer, das -NIE MEHR- wäre eine triste Perspektive. Aber ich hau mich ja auch nicht täglich mehrmals mit dem Hammer auf den Kopf, um die Endorphinausschüttung zu genießen, wenn der Schmerz nachlässt (Selbst solche Menschen gibt es).

Mehr ist es nicht mehr. Keine Anstrengung, kein eiserner Wille, nichts. Freiheit nennt man das wohl...

Es hat sich ganz subtil aber auch etwas anderes verändert. Im Gegensatz zu früher kann ich zum Beispiel auf einmal abends finden, dass die Kiste da vor mir ein blöder Apparat ist, der einem die Zeit stiehlt, aufstehen, ausmachen und dann monatelang nicht mehr davor sitzen. Ich war schon immer ein Mensch, der vieles ganz oder gar nicht gemacht hat. Mit allen Konsequenzen. Alkohol war nie wirklich ein Problem, aber ich musste aufpassen. An anderen Dingen, Tätigkeiten oder Menschen bin ich viel zu häufig viel zu lange kleben geblieben. Auch die Internet-Sucht ist mir vertraut (Selbst dieses Forum hat Suchtpotenzial ...wer sich erkennt, ist liebevoll gemeint). Seit ich die Quarzerei niedergerungen habe, fällt es mir viel leichter, zu sortieren, was ich so lassen möchte und wo ich was ändern muss.

Ich bin immer noch tolerant gegenüber Rauchern, meine Seglercrew trifft sich besonders gerne bei mir, weil ich im Haus einen Platz habe, wo man rauchen darf. Ich bin nicht mehr so wie am Anfang auf dem Kreuzzug. Was ich aber nicht toleriere, sind die Vermarktungsstrategien für dieses Gift. Ich kriege immer wieder über Plakate einen Mords-Hals, ich jage Filialleiter von Supermärkten vor mir her, die ihre überdimensionalen Kippenregale an mein Ohr kleben. Das Surfen auf Seiten der Zigarettenindustrie zeigt mir, mit wem wir es wirklich zu tun haben, da fällt mir alles aus dem Gesicht.

Andererseits kann ich die Welt alleine nicht retten und so lange es Atombomben und Typen wie Bush gibt, haben wir reichlich andere Probleme.

Also, weiter geht’s...

Liebe Grüße
Jan