Hallo,
ich bin Gilbert. Ganz neu hier und finde das Forum absolut klasse.
Meine Raucherbilanz: Ich bin 48 Jahre alt und rauche seit dem 15. Lebensjahr, mit gaaaanz kleinen Unterbrechungen. dabei handelt es sich um ca. 1/2 Jahr, als ich 28 Jahre alts war, danach mal 10 Tage, mal 5 Tage sowie jetzt vor kurzem ab 13. September 2004 für 4 Wochen. Danach habe ich jetzt wieder angefangen aus einem (naja, wie immer) einfachen Grund. Da hat wohl doch der Teufel mal wieder gesiegt.
Ich will ihn Euch erzählen weil ich hoffe, einige Antworten zu erhalten, die ich verwerten kann und vielleicht auch anderen die Sorgen abnehmen können.
Zunächst einmal solltet Ihr wissen, daß ich in etwa 50 Zigaretten am Tag geraucht habe und nun (fast) auch wieder rauche.

Wie schon gesagt, ich hatte am 13. September auf Null reduziert. Das habe ich gemacht, indem ich mich in selbsterlegten Orten meines Hauses aufgehalten habe, in denen sowieso nie geraucht wurde, wie z.B. Schlafzimmer, Wohnzimmer, Klo. Wir haben hier klare Regeln, wo geraucht werden darf und wo nicht. Also eigentlich nur im Hauswirtschaftsraum und in meinem Arbeitszimmer (Computer & Co.) Ich mußte mir also einen Zeitpunkt aussuchen, wo ich wenig Arbeit hatte (keinen Computer, keine Rechnungen zu bezahlen, keinen Schriftverkehr zu führen). Das geht jedoch nur, weil ich selbstständig bin und zu der Zeit keine dringenden täglichen Aufgaben zu erfüllen waren. Sozusagen habe ich mir eine Auszeit von 3 Tagen gegönnt, bei der ich mich meistens im Schlafzimmer aufgehalten habe. Mit TV und DVD Spieler, eigens dafür eingerichtet.
Das klappte in den ersten Tagen auch ganz gut, die üblichen Gedanken an die Qualmerei, die hier beschrieben werden und das Verlangen zum Rauchen wurden eben dadurch gemildert, daß ich in diesem Raum eh nie geraucht habe. Alkohol war nicht, gegessen habe ich jedoch wie ein Weltmeister. Naja, dachte ich mir, kann ja am Anfang nicht Schaden, später muß man halt das Essen reduzieren.
Lange Rede, nun zu meinem Problem, warum ich auch wieder (leider) angefangen habe nach 4 Wochen:

In dem Moment, wo ich sozusagen am nächsten Tag aufgewacht bin , liegen geblieben bin bzw. mich nur auf's Bett gesetzt habe um TV zu schauen um mich abzulenken, kam es mir vor als wäre ich nicht ich selbst sondern sehe mich und meine Aktivitäten wie in einem [b:b009f08c95]Film[/b:b009f08c95]. Naja, nicht ganz sofort, aber am Nachmittag ging es schon los. Das hatte aber nichts mit dem TV glotzen zu tun: Alles was ich gemacht habe hat im Kopf wesentlich länger gedauert, es gedanklich auf die Reihe zu bekommen um es dann in dieser Reihenfolge auch zu tun. Weiter unten im Forum wurde so etwas beschrieben wie "Watte", "Konzentrationsprobleme", usw.
Das craving, oder die Gedanken an die Zigarette und das Suchtgefühl hatte ich im Griff, aber nicht dieses verdammte "es läuft wie im Film ab" Gefühl. Man kann sich eigentlich nur auf eine Sache konzentrieren, nicht jedoch auf mehrere Dinge gleichzeitig.
Da ich nun selbstständig bin und meine "Auszeit" nun doch nicht unbegrenzt war mußte ich nach dem 3. Tag wieder ran, sprich telefonieren, Dinge erledigen und... vor Allem AUTOFAHREN. Na, das ist ja vielleicht ein Schei.. Gefühl, wenn man um sich herum alles nur wahr nimmt, als wäre man gar nicht dabei. Toi, toi, es ist nichts passiert, aber manchmal dachte ich "auha, das war knapp".

Eine weitere Geschichte, die mir dabei passiert ist war die:
Ich bin in einem Lebensmittelgeschäft kleinere Dinge am einkaufen. Gehe zur Kasse, bezahle, sehe etwas neues nach dem bezahlen (eine Postfiliale, oh toll!, denke ich) und vergesse meine gekauften Dinge von der Kasse zurück in den Wagen zu räumen. Bis mich die nachfolgende Kundin mit der Bemerkung "Hey, wollen Sie Ihrem Krempel nicht mitnehmen?" darauf aufmerksam machte. Mensch, war mir das peinlich. Einfach gedanklich weg! Ist mir noch nie passiert!
Naja, denke ich, wenn die wüßte wie es mir geht. Dann rein ins Auto und wieder, als wenn man 2 Promille (oder so) hat, nach Hause gefahren. Scheiß Gefühl.
Nun hatte ich einen Job, der viel Konzentration bedingt. Englisch - Deutsch und umgekehrt bei Telefonkonferenzen fast SIMULTAN zu übersetzen.
Auch das habe ich so leidlich geschafft, war aber danach übermäßig fertig, hohl, und zu keinem Gedanken mehr fähig.
Mensch, denke ich, ist das der Tribut von so langem Rauchen!!!

Diese "Film" Wahrnehmung hatte sich nach 4 Wochen ETWAS, jedoch nicht viel, gelegt. Es ging schon etwas besser. Aber meine beruflichen Aufgaben zwangen mich (oder der Teufel), es wieder zu probieren. Der Anfang war da und mir wurde schlecht, aber nach 3 Tagen war allles wieder beim Alten.

Nun habe ich in den nächsten Tagen eine neue Chance (wegen der beruflichen Aktivität oder Nichtaktivität), einen neuen Versuch zu unternehmen. Es ist ja noch nicht so lange her. Ich bin deshalb froh, dieses Forum entdeckt zu haben und meine Gedanken hier teilen zu dürfen. Ich würde mich freuen, wenn mir hierzu jemand Schreiben würde, der [b:b009f08c95]ähnliche oder gleiche Erfahrungen[/b:b009f08c95] gemacht hat. Vielleicht auch mit einer Zeitangabe wie lange so ein Zustand anhalten kann.

Ich werde dann im Gegenzug bei meinem nächsten Versuch täglich berichten (vielleicht nicht von den ersten Tagen) wegen Arbeitszimmer und Computer-Rauch-Sucht.

mit herzlichem Gruß und
ich drücke Euch allen da draußen
alle Daumen und weiß, daß ich nicht allein bin.

Gruß Gilbert

P.S.: Und Ihr müßt wissen, daß viele, viele an Euch denken, jederzeit und an allen Orten.