Wie jammerschaaaaade, jetzt ist diese Rüstung wech. Ich hatte mich schon so daran gewöhnt. Und es ist unglaublich praktisch, wenn man so schick rundherum eingerüstet ist – man kann unheimlich komfortabel Dachrinnen sauber machen, Rolläden putzen, ganz zu schweigen davon, dass ich noch nie so bequem die Bäumchen rund ums Haus beschneiden konnte.

Ob ich die Stille nach der ganzen Hämmerei noch aushalten werde? Übermorgen ist Abnahme. Mal sehen.

[b:43c42ea1f8]Friedvolle Weihnachten[/b:43c42ea1f8]

Weihnachten werden Traditionen gepflegt. Das war so, das muss so sein und wird auch nächstes Jahr wieder so sein. Obwohl immer mehr Leute es schaffen, sich durch Flucht ins Ausland dem Feiertagstrubel zu entziehen, der Rest bleibt eisern hier und feiert, so gut er eben kann.

Dass dies nicht immer hundertprozentig gelingt, sieht man an der über die Weihnachtstage gestiegenen Anzahl derer, die ihre Ehe als endgültig gescheitert ansehen. Oder sich mit den lieben Verwandten verkracht haben. Im schlimmsten Fall – leider sind auch die Suizide zum Jahreswechsel entschieden höher als durchschnittlich. Aber auf jeden Fall eine gute Zeit für Rechtsanwälte, Psychologen und Bestatter.

Lange Jahre war es mir auch nicht gelungen, den Feiertagsstress befriedigend in den Griff zu kriegen. Ich war glücklich, wenn ich hinterher sagen konnte, dass alles einigermaßen geklappt hat, aber Zeit und Muße, die Feiertage wenigstens ansatzweise zu genießen, hatte ich nicht gefunden. Trotzdem – Weihnachten ohne das volle Programm durchzuziehen – das wäre einfach undenkbar gewesen.

Eins dieser Weihnachtsfeste ist in besonderer Erinnerung geblieben. Es war ein neuer Weihnachtsbaumständer nötig, den ich in der Metro besorgt hatte, denn unser alter war nur für winzig kleine Mickerbäumchen geeignet. Nun, das ging aber nicht, da die Geschenke ja unter dem Baum Platz finden sollten, und wie, bitteschön, sollte das bei einem kleinen Bäumchen gehen?

Ich habe mich also am Vorabend vor Heiligabend mit eben diesem Ständer befasst und wollte den Baum schon mal in die Stube stellen, damit die Kinder ihn vormittags schmücken können. Der Ständer war auch groß genug, theoretisch. Nur hatte der keine Schrauben, die sich von außen zur Befestigung in den Baum drehen ließen. Also Schrauben waren schon mitgeliefert, aber die passten nur von innen? Hä? Aber da sollte doch der Baum…. ? Bedienungsanleitung gelesen. Noch mal gelesen. Verglichen, probiert und studiert. Das kann doch nicht….nein, das muss doch gehen! Endlos rumgefummelt, der Nervositäts- und Wutfaktor wuchs mittlerweile auf „maximal“. Da muss was falsch sein! Falsche Schrauben, falsche Technik, egal was, aber das haut komplett nicht hin. Die versauen mir und meinen Kindern mein ganzes Weihnachtsfest! Diese Schurken von der Metro! Moment, da steht doch die Nummer auf der Rechnung, die haben doch ewig lange auf, ich brauch unbedingt ein Ventil für meine Wut. Denen wird ich was erzählen! So einen Mist zu verkaufen! Ich kann kaum wählen, so explosiv geladen bin ich. Jetzt aber ----tut tut tut, besetzt. Ooch nee.

Was soll ich euch sagen, an dem Abend wurde nichts mehr mit der Beschwerde. Bestimmt riefen dort Hunderttausende empörter Weihnachtsbaumständerkäufer an und verlangten von der Metro Ersatzweihnachten.

Am nächsten Tag hatte ich eine neue List ersonnen und von der Nachbarin ihren hochheiligen Weihnachtsbaumständer geborgt, da diese mittlerweile auf einen pflegeleichten aufklappbaren Baum, gleich mit angearbeiteten Ständer, umgestiegen war. Tja, das passte aber leider so auch nicht ganz. Es war wirklich ein stattlicher Baum, unter den allerhand Geschenke darunter passen könnten. Zumindest theoretisch. Ich begann also, Spänchen für Spänchen mittels Hackebeilchen abzutragen. Ich hab wohl auch eine Säge bemüht, eine Raspel, allein das Ergebnis entsprach trotz zäher Bemühungen nicht meinen Ansprüchen: Dieser Baum dachte gar nicht daran, sich standfest einstielen zu lassen. Inzwischen ging es schon straff auf Nachmittag zu und eigentlich sollte der Baum schon seit etwa drei Stunden geschmückt sein. Ich hatte mindestens einen Heul- und Verzweiflungsanfall bereits hinter mir, als endlich mein damaliger Freund und heutiger Mann auf der Bildfläche erschien. Ich schleuderte ihm ein meiner Gemütsverfassung entsprechendes „Fröhliche Weihnachten“ und den Baum entgegen und verzog mich wutschnaubend. Was konnte ein MANN an Heiligabend Wichtigeres zu tun haben, als einen Baum in einen vorgesehenen Ständer zu platzieren? Was? Eben, nichts, zu was soll so einer sonst vor Heiligabend gut sein und wieso kommt der überhaupt so spät – und findet die Reaktion auf sein wundervolles Erscheinen noch überraschend und völlig unangemessen!

Aber, Mann ist Mann, nach einer kleinen Pause des Erstaunens machte er sich aus lauter Liebe frisch ans Werk. Hier war eben präzise Handwerksarbeit gefragt. Und, was soll ich euch sagen: Keine zwei Minuten hat es gedauert! Jawoll!

Da war der edle geborgte Weihnachtsbaumständer von Frau Nachbarin in zwei Hälften zerlegt. Sooooo. Das sag ich ihr aber erst nach Weihnachten, die feiert ja heute. Ich wünsche dieses Fest zum tausendsten Mal heute zum Teufel.

Nun, da war doch noch dieser neue Weihnachtsbaumständer aus der Metro. Guck mal, hübsch grün ist der. Sieht auch sonst schön aus, aber funktioniert nicht. Zeig mal. Aha. Der diesem Gegenstand gegenüber absolut vorbehaltlos, unvernebelte Ingenieursverstand entdeckt ein mögliches Funktionierprinzip. Siehe da, das geht tatsächlich so. Der Baum steht. ER STEHT!!!

Noch gucke ich ganz ungläubig. Dann rast mir durch den Kopf „Wolltest du nicht gestern da anrufen und dich bitterlich beschweren?“ und ich werde knallrot, wenn ich nur daran denke, was ich alles sagen wollte. Nun gut. Ich hatte ja keine Verbindung, möglicherweise hätte ich mich blamiert(???), oder eine andere Nummer bekommen. Oder unerwarteten Besuch!

Es wurde aber noch alles gut. Mein Liebster liest so gern den Tagesspiegel, und da stand heute eine Geschichte drin. Über Weihnachtsstress, Erwartungen, Wünsche und wie schwierig diese zu erfüllen seien. Und was dabei alles so schief gehen kann.

Er hat diese Geschichte vorgelesen, als wir uns eine Atempause gegönnt haben, und wir haben alle herzlich gelacht, es passte einfach alles, der Autor musste uns gekannt haben.

Plötzlich war alles Schwere ganz leicht! Es wurde ein unvergessliches Fest.