Aber diesmal

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Fluppidisk
Aber diesmal

Moin,

ich bin eher so ein Mark-Twain-Typ, nicht was die Schriftstellerei angeht, sondern das Rauchentwöhnungsverhalten. Er soll, das habe ich öfter in Foren gelesen, gesagt haben:

Das Aufhören ist gar nicht so schwer. Ich selbst habe es schon hundert Mal geschafft. (Manchmal steht da auch tausend Mal, aber das wäre wirklich eine Kunst.)

So hatte ich schon mal aufgehört und genau ein Jahr später wieder angefangen. Ein anderes Mal habe ich es sogar länger geschafft (etwa zwei Jahre), und wieder angefangen, etc. Letztes Jahr hatte ich im Januar aufgehört und im Juli wieder angefangen, dies Jahr wieder im Januar aufgehört (weil da ein Arzttermin war und ich Schmerzen hatte) und im Juli diesmal nicht wieder angefangen. Also, langer Rede kurzer Sinn, egal, was ist, diesmal will ich es beim Aufhören belassen, die Einstellung ist auch jetzt noch so, dass ich nicht wieder anfangen will. Bislang hatte ich die Sache noch nie so ernst genommen.

Es sind immer Signale des Körpers gewesen, die mich zum Aufhören bewegt haben. Einmal wachte ich immer mit eingeschlafenem linken Arm auf, ich dachte über Herzinfarkte nach und ließ als Maßnahme das Rauchen sein. Der eingeschlafene Arm am Morgen gehörte bald der Vergangenheit an. Mal wollte ich was gegen Erkältungen unternehmen und jetzt gegen Schmerzen im linken Arm (wieder der linke), die nichts mit Einschlafen oder Aufwachen, sondern mit Verspannungen im Hals zu tun haben, wie mir meine Ärztin sagte.

Etwas hatte das viele Aufhören und Wiederanfangen schon gebracht, nämlich dass ich in den letzten Jahren von 20 auf 7 Ziesen /d runter war.

Nur soll das nicht viel nützen, weil man ja tiefer inhaliert, ihr kennt die Argumentation.

Daher will ich meinen gegenwärtigen Zustand so formulieren: ich bin ca. acht Monate rauchfrei, was für mich schön, aber nicht wirklich etwas Besonderes ist. Ich habe aber wegen dieser Erfahrungen (Mark Twain, s.o.) jetzt die Angst, dass ich irgendwann wieder rückfällig werden könnte. Das will ich aber nicht, daher dieses Tagebuch, damit ich mir die Sorgen und Gedanken von der Seele schreiben kann - und eventuell Gleichgesinnte finde.

Es gibt, das will ich zum Schluss noch anmerken, bevor ich mich wieder in die Arbeit stürze, zwei Ebenen des Rückfalls: die emotionale und die mentale.

Die emotionale will einfach mal eine rauchen, die mentale macht sich ein Gebilde wie: ist nicht so schlimm, die einen rauchen, die anderen nicht, mal raucht man, mal nicht, usw. Also dass es eher egal ist. Aber da ich diese mentale Einstellung im Moment nicht habe und auch das ganze Jahr über nicht hatte, hoffe ich, dass diesmal nichts dazwischen kommt.

 

josefine
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Ein herzliches Willkommen!

Nun ... ob Du wieder rauchst oder nicht - Garantie gibt es für nix im Leben. Es ist schön, wenn man nicht rauchen muss. Aber es gibt auch Momente, in denen man die Zigarette vermisst ... wie einen lieben, alten Freund, der einem immer tröstend zur Seite gestanden ist. Und dann muss man eben aufpassen, dass man diesem Trugbild nicht wieder auf den Leim geht. Denn die Zigarette will und wollte uns nix Gutes. Rauchen KANN krank machen - muss nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit ist gegeben und es ist ein erbärmliches Schauspiel, immer nur von der Sucht angetrieben zu werden, nur, weil man Raucher ist.

Also, für mich ist es immer noch was ganz BESONDERES, nicht zu rauchen. Da bin ich auch stolz drüber, dass ich es geschafft habe. Und ich weiß, dass ich jederzeit wieder eine Zigarette anzünden könnte, weil in meinem Kopf die Verbindungen immer noch vorhanden sind, die mir suggerieren, dass es SCHÖN gewesen ist und gut und toll ... Man vergisst manchmal, warum man aufgehört hat. Und dann ist so ein Tagebuch eine gute Sache ... weil man in alten Erinnerungen kramen kann.

Ich wünsche Dir, dass Du nicht mehr rauchen brauchst. Klar, es geht ohne. Und das sogar sehr gut. Aber was wären wir Menschen ohne unsere Schwächen? Eben ... Lass' es Dir gut gehen und pass' auf Dich auf ...

Josefine  Yes 3

Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Josefines Welt

Fluppidisk
:-)

Hallo Josefine,

vielen Dank für Deine Antwort. Ich sehe es wie Du und freue mich jeden Tag darüber, dass ich es am Vortage geschafft habe, nicht zu rauchen. Nur wäre es eben etwas ganz Besonderes, wenn ich meine innere Einstellung nicht mehr leichtfertig über Bord werfen würde. Vielleicht liegt das auch daran, dass man älter wird. Da ich Verantwortung für andere habe, erschreckt es mich, wenn ich im stillen Kämmerlein betrachte, wie verantwortungslos ich mit meinem Körper umgegangen bin. Und wie leicht es mir fiel, mich selbst zu betrügen, nur um meiner Sucht frönen zu können. Klar, Schwächen gehören zum Leben mit dazu. Aber davon habe ich noch genug andere, so dass es schon schön wäre, eine davon abzustellen. 

Ich werde die Tage noch ausführlicher schreiben, wenn ich wieder zu Hause vor meinem PC sitze. Nun ist der Regenschauer zuende und ich gehe wieder an die frische Luft. 

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.

Bis bald,

Robert

josefine
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Hallo Robert!

Klar, je jünger man ist, desto weniger Gedanken macht mach sich um viele Dinge, die vielleicht mal ernsthafte Konsequenzen haben könnten. Aber ich denke, wir alle haben dieses Gefühl des nie enden wollenden Lebens gebraucht, um das zu werden, was wir geworden sind.

Letztendlich kommen wir zwangsläufig irgendwann an einen Punkt, der uns nachdenklich macht ... Aber wir sind süchtig - selbst dann, wenn wir gerade nicht rauchen. Das ist fest in uns verankert und wird immer abrufbar sein. Gerade das macht rückfällig, wenn man nicht höllisch aufpasst. Ich weiß, dass, würde ich nur ein einziges Mal an einer Zigarette ziehen, ich SORFORT wieder rauchen würde. Klar macht mir das Angst, weil ich manchmal so eine wahnsinnige Lust auf eine Zigarette habe. Letztendlich vergeht diese Schmacht aber wieder und die meiste Zeit sind Zigaretten kein Thema mehr. Und genau da bin ich stolz drauf.

Du hast immer wieder den Mut gefunden, aufzuhören. Du wirst sicherlich kein zufriedener Raucher sein können, weil Du innerlich von dem Zeug weg willst. Das ist der Unterschied ... Wenn man anfängt mit dem rauchen, dann ist es neu und man fühlt sich groß und stark, erwachsen und cool. Das brauchen wir allerdings heute nicht mehr,  weil wir gemerkt haben, dass im Leben andere Dinge zählen.

Ich freue mich auf Deine Geschichte und ich wünsche Dir auch ein schönes Wochenende. Wir werden jetzt gleich in den Regen gehen - Football gucken. Vielleicht bekommen wir noch einen Platz auf der Tribüne, wo wir keinen Schirm brauchen. Ich liebe dieses Wetter ...

Bis bald ... Josefine 

Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Josefines Welt

Muggel
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ein Fluppenscheibchen weilt unter uns - schön Lol

und willkommen hier!

Hätt' ich's auf 7 runtergebracht, hätt' ich vermutlich gar nicht aufgehört. und wüßte daher gar nicht, dass es doch geht.
und dass Aufhören zwar schwierig, heftig sein kann - viel wichtiger aber das ganz einfach nicht wieder anfangen ist.
Weil da scheinen wir doch alle ziemlich gleich gestrickt oder programmiert zu sein. Ein Mausklick, und es läuft wieder - ohne die sonst obligatorische "Wollen Sie wirklich....?" Frage.

Wie sich bei dir diese "Klicks" abgespielt haben, tät' mich schon interessieren. Oder waren's auch die banalen "mal schau'n..." - Dinger nach 2 Feierabendbiers?

Aber egal auch - hier findet man auch Halt - emotional wie mental. Laß' dich halt nimma austricksen vom Nico - mental kann er das super....

Bye

Der Muggel hat Nico ohne viel heftiges Winken am 31.3.2014 verabschiedet.

Fluppidisk
Hallo Muggel,

Hallo Muggel,

ja meine Geschichte ist schon ein wenig merkwürdig. Ich denke auch, dass wir ziemlich gleich gestrickt sind. Meist habe ich wieder angefangen, weil die Zigarette zum Bier so prima schmeckt. Aber wichtig war auch immer die Einstellung. Ich wollte es nicht wahr haben, dass es besser ist, nicht zu rauchen.

Aber ich habe nie getestet, ob ich nun nicht mehr abhängig werden kann. Eher war es die Hoffnung. Es war dann so, dass ich nach dem netten Abend wieder aufgehört habe. Aber nach dem Spiel ist vor dem Spielr. So kam schnell der nächste Abend mit der nächsten Gelegenheit zum Bier oder Wein eine schöne Zigarette zu rauchen. Und so war ich schnell wieder im Trott.

Nun bin ich hier, und will erst mal eure Geschichten lesen, bin schon ganz gespannt.

Bis bald,

Robert

 

 

Fluppidisk
Hallo Josefine,

Hallo Josefine,

ich hoffe, das Footballspiel im Regen war sehr schön für euch.

Bei uns gab es jede Menge Regen, ich habe ja lieber Dürre und bin ganz traurig, dass der Sommer nun zuende geht. Aber was soll's, nächstes Jahr kommt er wieder.

Ich habe noch was zu mir im Vorstellungsforum geschrieben. Nun muss ich aber auch deine Geschicht lesen, da bin ich schon ganz neugierig drauf. Smile

Bis bald,

Robert

 

 

 

josefine
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Hallo Robert ...

Beim Footballspiel hat es wieder "getriggert". Also, im Stadion wurde ich vollgequalmt von all den Rauchern mit ihren rot-weißen Schachteln und den Päckchen mit den Kamelen drauf und so ... Mir haben die Augen schon getränt und es stank wie die Hölle. Meine Toleranz ist irgendwo im Nirgendwo - lach!

Nach all dieser "Qual" - wir haben das Spiel dann auch noch verloren - wieder im trauten Heim, duschen, gemütliche Klamotten. Haare riechen wunderbar nach Aprikosenshampoo. Plötzlich GIER, SCHMACHT, LUST ... ich könnte töten für eine Kippe in meinem Mund. Ich will den Rauch schmecken. Dieses einnebeln hat voll wieder mein Rauchzentrum im Kopf aktiviert und suggeriert mir, dass es schön ist zu rauchen, gut, lecker, toll, wunderbar.

Es dauerte ein paar Minuten und, nachden ein paar Gummibärchen zwischen meinen Zähnen ihr Leben lassen mussten, ging's dann wieder gut. Als wäre nix gewesen ...

Du siehst: Immer aufpassen - in unseren Gehirnwindungen hockt der olle Nico immer noch in irgendwelchen dunklen Ecken rum und möchte uns wieder auf die dunkle Seite ziehen. Wir sind und wir bleiben süchtige Leute. Was den Erfolg eines Tages OHNE Zigarette aber nicht schmälert, sondern uns immer wieder stolz machen sollte.

Ich danke den Gummibärchen an dieser Stelle für ihren stillen Beistand in der  Not. Und Dir wünsche ich einen tollen Tag.

Josefine

Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Josefines Welt

Fluppidisk
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Hallo Josefine,

ja, das mit dem Triggern kenne ich auch. Das Wundersame daran ist, dass es, wie Du es auch beschreibst, meist in einer Umgebung stattfindet, in der es nach Zigarettenqualm stinkt, und in der man am liebsten frische Luft hätte. Aber so ist es, Raucher haben am liebsten frische Luft! Wie oft habe ich das Fenster aufgemacht, damit ich meine Zigarette besser genießen konnte. Und naturgemäß kommen die Forderungen der Nichtraucher, doch zum Rauchen bitte nach draußen auf die Terasse zu gehen, dem geheimen Wunsch der Raucher nach frischer Luft durchaus entgegen. Aber andererseits löst starker Qualm das Rauchbedürfnis aus. In meiner Firma wurde in meiner Abteilung neulich abends geraucht. Die meisten Mitarbeiter waren schon zu Hause, aber mir stieg plötzlich unverkennbar Zigarettenrauch in die Nase. Die erste Reaktion war natürlich, wer wagt es hier zu rauchen. Aber dann kam auch schon der Hieper. Wäre der rauchende Kollege (oder war es vielleicht der Nachtwächter) zu mir ins Zimmer gekommen und hätte mir eine Ziegarette angeboten, es wäre mir schwer gefallen, sein Angebot abzulehnen. Ich schloss die Tür, atmete durch, schloss meine Arbeit ab und ging nach Hause. Auf dem Heimweg war der Hieper weg - und kam bis heute auch nicht wieder. 

Ich wünsche Dir, dass es Dir stets gelingen wird, dem Rauchbedürfnis zu widerstehen. Du kannst sehr stolz auf Dich sein, dass Du schon so lange dabei bist. 

Robert

Doppelkeks
Lieber Robert Fluppidisk,

Lieber Robert Fluppidisk,

du hast es erfasst: es geht auch ohne. Mit dieser Erkenntnis bist du doch schon mal gut unterwegs. Wenn ich mir deine Qualmkarriere so durchlese, hast du doch schon einiges durch und bist auf dem Besten aller Wege.

Ich meine mit dem Rauchen aufzuhören ist eine sehr sehr persönliche Geschichte. Bei vielen brauch es vieeele Anläufe- ich zähle dazu. Und das Wichtigste hast du, du hast einen Wunsch! 

Oftmals wähnen wir uns schwach obwohl wir größte Stärke zeigen. Wenn du denkst, dass du schwach bist weil du Verlangen spürst... das ist keine Schwäche. Ich denke es ist intelligent zu wissen was man will, was einen verführt und wo das Adlerauge des Selbst aufmerksam über einen wachen muss.

Kenne dich selbst. Aber ich hab so ein Gefühl als ob du das schon gut kannst.

Du willst nicht mehr rauchen. Selbst wenn du noch einmal den Mut hast anzufangen Dash 1 bist du weiterhin auf dem Weg zum... Abschied nehmen.

Ich glaube, dass ist das bessere Wort jedenfalls für mich, nicht "aufhören" sondern Abschied nehmen.

Von einer wichtigen Sache, etwas dass mich seit vielen Jahren begleitet hat, dass, auch wenn es mir nicht gut tat, doch für mich da war und mir sogar geholfen hat.

Es ist einfach an der Zeit zu schauen wer verantwortlich dafür ist wie man sich fühlt.

Es gibt darauf nur eine Antwort.

Und neben diesem ganzen Selbsterkennungskrempel muss man auch mal festhalten das Rauchen süchtig macht. Man nimmt die Welt durch einen Filter wahr. Hehe... auch wenn man ohne raucht. Preved

Echt, wir sind Junkies!

Ich bin zumindest einer. Diese ollen Dinger werden immer gefährlich für mich sein.

Was mir nebst meinen Bibelsprüchen noch geholfen hat war: 

abzuwarten

nur einmal kurz!

Abwarten ist der Hit! Aber du kennst den Trick ja schon.

Du hast die Tür zugemacht und auf deinem Heimweg was der Jieper weg. So funktioniert das. 

Und für den absoluten Notfall ein Nicorette Inhaler. Und natürlich mein Wunsch endlich frei zu sein.

Daneben braucht es eigentlich nix anderes mehr, außer natürlich Nerven aus Stahl, Willenskraft, übermenschliche Stärke, Milch grasgrfütterter Kühe und eine Bibel. Das ist natürlich nur ein Scherz, das einzige was dem Menschen im Weg steht ist er selbst. Und manchmal muss er das auch, damit er was lernt.

In Bezug auf wichtige Lebensthemen muss es mitunter auch mal ganz dunkel werden bis einem ein Licht aufgeht.

Und noch ein bisschen Bibel 2.0:

Du Robert bist Dein Hirte, dir wird nichts mangeln. Du bist Dein Licht und Dein Heil, vor wem solltest Du dich fürchten?

Ich schicke liebe Grüße aus der Hauptstadt und verbleibe rauchfrei!

Give rose

 

"Wir brauchen keine anderen Welten. Wir brauchen Spiegel."

Right out of my heart an soul by S. Lem

josefine
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Also ... ich denke auch, wir sind ein paar ganz starke Leute hier. Wir sind süchtig und nehmen die Herausforderung an, es nicht mehr zu sein. Weil wir was anderes vom Leben wollen. Ohne Zigaretten und der ständigen Angst, eine Krankheit zu bekommen, an deren entstehen wir maßgeblich beteiligt gewesen sind.

Ich habe zwei Jahre hier im Forum still mitgelesen und war immer voller Respekt vor den Menschen, die es Tage und Wochen ohne Zigaretten ausgehalten haben. Scheiterte ich doch selbst nach ein paar Stunden immer wieder kläglich, verschob es auf den nächsten Tag, die nächste Woche, den nächten Monat. Und dann ... dann begann ALLES mit dieser einen Zigarette, die ich mir nicht mehr angezündet habe.

Vielleicht können wir für immer auf Distanz mit unserer Sucht leben.

Josefine

Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Josefines Welt

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