Nele raucht nicht mehr

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Queen.N
Nele raucht nicht mehr

NICHTRAUCHER-TAGEBUCH

Kapitel 1 – Der Start

05.08. 2006
Normalerweise hätte ich mir zum Tagebuchschreiben erstmal gemütlich eine angezündet. Aber dieses soll ein Nichtrauchertagebuch werden. Und weil ich mir nicht gemütlich eine anzünden kann, möchte ich auch nicht gemütlich mit Füller in ein Tagebuch aus Papier schreiben – deshalb bin ich hier. Ich hab auch zu kaum etwas anderem wirklich Lust, denn ich bin Nichtraucher. Seit heute. Und im Moment frage ich mich bloß, wie ich auf die hirnrissige Idee habe kommen können, das Rauchen aufzugeben. Aber von Anfang an.

Ich rauche, seit ich 14 bin. Ich weiß nicht mehr genau, wann ich angefangen habe, aber es war auf jeden Fall mit Stef. In irgendeinem Gebüsch und eine von uns beiden meinte, es sei jetzt der richtige Zeitpunkt, mit dem Rauchen anzufangen. Ich rauchte also so lange, bis es irgendwann weder im Hals kratzte oder mit schwindelig wurde. Jetzt war ich ein vollwertiges Mitglied in der Raucherecke. Ich stand auf der gemütlichen, auf der erwachsenen Seite des Lebens. Und da in meinem Tschechien-Urlaub kurz drauf die Zigaretten nur zwei Mark kosten, fing ich gleich so richtig an.

Gebremst habe ich mich schon seit Jahren. Mit mäßigem Erfolg. Ich plante, zehn am Tag zu rauchen, ich plante, bei fünf stets aufzuhören. Auf Partys oder wenn es sonst eine Ausrede gab, die Regeln zu verletzen, rauchte ich doch eine Schachtel. Damit fühlte ich mich am allerwohlsten, wusste ich insgeheim.

Ausreden sind der ständige Begleiter des Rauchers. Wie jeder andere Junkie auch findet er immer einen Grund für inzwischen vier Euro seine Gesundheit zu ruinieren. Er raucht, weil ein besonderer Tag ist. Er raucht, weil es gerade so stressig war. Er raucht, weil es zum Kaffee/Bier/Wein dazugehört. Er raucht, weil es immer einen Grund gibt. Er raucht halt.

Doch kann ich mich an so einem Mist, der jeglicher Logik entbehrt, ernsthaft auf Dauer beteiligen? Also beschloss ich, Nichtraucher zu werden. Das war vor einem halben Jahr. Seitdem hatte ich natürlich – wie jeder Junkie – mindestens hundert Ausreden, warum ich gerade jetzt natürlich nicht aufhören kann. Und als ich mir auch das eingestanden habe, legten mein Lebensgefährte Nils und ich den Zeitpunkt auf sofort nach dem Urlaub fest. Ich bin froh, dass er dabei ist.

Im Urlaub rauchten wir wie die Schlote. Ich kaufte vor der Rückfahrt drei Schachteln, die letzten. Gestern, als ich vom ersten Arbeitstag zurückkam, lagen da die letzten sechs Kippen. Unheimlich vertraut sahen sie aus. Noch ist die Welt in Ordnung, sagte ich mir. Und wischte solche Gedankengänge gleich weg. „Die Zigaretten und das Rauchen nicht idealisieren“, erinnerte ich mich an einen Spruch in irgendeinem Online-Ratgeber. Die hatte ich im vergangenen Monat massenweise konsumiert. Offenbar mit Erfolg.

Es war gegen halb zwölf, als ich meine letzte Zigarette ausdrückte und die Aschenbecher ausleerte. Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Schon wieder so eine Glorifizierung, schalt ich mich selbst. Nachdem ich mir von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung einen 100-Tage-Rauchfrei-Kalender bestellt und mich zu einem Online-Programm mit einem Haufen Durchhalteparolen angemeldet hatte, hatte ich erstmal genug und ging ins Bett.

Da sitze ich nun als Nichtraucher. Es ist 21 Uhr, normalerweise hätte ich schon vier, fünf, sechs Zigaretten geraucht. Die ersten 3,50 Euro habe ich also schon gespart. Ich rechne aus, wie viel Geld ich schon für die Raucherei ausgegeben hatte – bei dreizehn Jahren und zirka fünf Schachteln Billigmarken pro Woche sind das nach heutigem Stand 13.000 Euro. Lass es abzüglich der Preissteigerungsrate 9.000 Euro sein. Es reicht trotzdem.

Das ist aber schon mein einziger Strohhalm. Ansonsten bin ich böse. Auf mich selbst, dass ich hier so eine Selbstkasteiung betreibe. Ich glaube, dass ich etwas Großes verloren habe. Mit einem Haufen Multi-Vitamin-Bonbons im Mund sitze ich hier und trauere meinen alten Gewohnheiten hinterher. Meine Freundin Dörte hat Recht. Es ist wie Liebeskummer. Ich könnte heulen. Hatte mir extra einen Haufen Hausarbeit aufgehoben, damit ich was zu tun hab. Aber jetzt nervt mich einfach alles. Wollte auch eigentlich ein paar Leute anrufen, dass ich wieder da bin. Aber wenn ich an das Geschwafel irgendwelcher Leute denke, wird mir ganz anders. Dass das meine Freunde sind, ist mir heute egal. Ich überlege, ob ich noch bügeln soll oder Fotos im Internet bestellen. Ich entscheide mich dafür, stumpf „Free Cell“ zu spielen. Da fällt am wenigsten auf, wie mich alles nervt. Ich drehe die Musik auf. Ein spanischer Sänger dröhnt mich voll. Genau das Richtige. Bloß keine Ruhe, da werde ich bloß hibbelig.

Gestern hatte ich noch Spaß dran, allen möglichen Kram aus dem Netz zu ziehen. Habe erfahren, dass der Blutdruck sich 20 Minuten nach der letzten Zigarette wieder normalisiert. Nach acht Stunden sinkt der Kohlenmonoxidspiegel im Blut auf normales Niveau. Nach 24 Stunden sinkt mein Herzinfarkt-Risiko – in zweieinhalb Stunden ist es soweit. Nach 48 Stunden, verspricht mein Ratgeber, regenerieren sich Geruchs- und Geschmacksnerven. Endlich etwas, das man nachprüfen kann.

Ansonsten bin ich froh, wenn der Tag vorbei ist. Ich habe Rückenschmerzen und mir ist irgendwie warm. Ich spüre ein Kratzen im Hals, aber das kann auch Einbildung sein. Der Multivitamin-Geschmack im Mund regt mich auf. Morgen kaufe ich zuckerfreie Bonbons, die nach irgendwas anderem schmecken. Hoffentlich bleibt meine Laune nicht wochenlang so.

06.09.06
Mein Start als Nichtraucher entpuppt sich als Nervenkitzel. Gestern bin ich noch den ganzen Abend in der Wohnung herumgelaufen, ziellos durchs Internet geirrt, habe mich schließlich in einen Chat eingeloggt und mir von erfahrenen Abstinenzlern Mut machen lassen. Beim Schlafen hat das leider nicht geholfen.

Heute habe ich meine erste Nervenprobe überstanden. Nachdem ich bei der Arbeit eine Schachtel Bonbons verspeist hatte, war ich mit den Kollegen im Café – dem Raucherort schlechthin. Und ich habe es überstanden. Mehr schlecht als recht, ich habe relativ neidisch auf die Ziggis meiner Kollegen geschielt und in einer Tour an den Zuckerpäckchen herumgefummelt. Aber es hat geklappt. Ich habe NICHT geraucht. Wenn man den Nichtraucherweisheiten Glauben schenken darf, habe ich soeben mein erstes Ritual durchbrochen. So tröste ich mich zumindest. Unwillkürlich muss ich grinsen: Raucher-Nele hätte sich über solche Nichtraucher-Durchhalteparolen köstlich amüsiert. Aber sie sind gar kein schlechter Tausch gegen die Raucher-Ausreden von vorher.

Ich habe auch die Bonbonsorte gewechselt, heute gibt es Wick Blau. Mein Hals ist nämlich ziemlich verstopft. Und ich dachte immer, wer das Rauchen aufgibt steht am nächsten Tag auf und atmet erstmal richtig schön durch. Von wegen. Langsam und von Halskratzen begleitet lösen sich die Raucherbelege in meiner Lunge ab und formen sich zu kleinen, schleimigen Pfropfen in meinem Hals. Ich hoffe, dass ich heute statt Wachkoma wenigstens einen anständigen Schlaf haben werde. Aber selbst wenn der Zustand noch so weitergeht, irgendwann schläft jeder ein, sage ich mir. Und denke an die Nichtraucherparole „Nicht immer denken, was man durch das Rauchen verliert, eher was man gewinnt“. 3,50 Euro für die Schachtel für gestern und heute, fällt mir spontan ein. Das Gefühl, ordentlich etwas geleistet zu haben. Und die Gewissheit, endlich einmal nach Herzenslust schlechte Laune haben zu dürfen.

07.09.06
Ich frage mich, wann ich endlich so toll tief durchatmen kann, wie alle Ex-Raucher erzählen. Bislang bin ich immer mit dickem Hals aufgewacht. Aber morgen – das habe ich mir fest vorgenommen – nehme ich mein Laufprogramm wieder auf. Schlechter als in der Raucherzeit kann es prinzipiell nicht geworden sein.

Viele ehemalige Raucher, habe ich im Internet gelesen, treiben relativ intensiv Sport. Auch, wenn sie vorher damit nichts am Hut hatten. Man scheint immer irgendwelchen Höhepunkten und Besonderheiten hinterher zu jagen, ob dem Glück nach dem Laufen, dem Koffeinkick beim Kaffee oder eben der vermeintlich entspannenden Zigarette. Einfach gar nichts tun, nichts konsumieren, keine Rituale betreiben, sein Leben nicht aufwerten zu wollen, solche Momente scheinen eher die Ausnahme zu sein. Auch bei den Nichtrauchern. Aber wie dem auch sei, zumindest das Essen werde ich als Ersatzbefriedigung auslassen. Denn Übergewicht statt Raucherlunge kann ich auch nicht gebrauchen.

Zu meinem täglichen Programm, das Gute am Nichtrauchen wahrzunehmen, kann ich sagen: Ich habe das Gefühl, dass die Hibbeligkeit nachlässt. Ich bin heute in der Lage, Dinge, die ich anfange, zu beenden. Da aber erst der dritte Tag ist, mache ich mir keine Hoffnungen, dass das so bleibt. Besonders schwierige Situationen hatte ich heute auch nicht. Mein Bonbonvorrat schwindet weiterhin so rasant wie am ersten Tag. Und ich will weiterhin ganz automatisch zur Zigarette greifen, so wie jetzt, nach dem letzten Bissen meines Abendessens. Ich möchte aber nicht ungeduldig sein. Schließlich habe ich mir solche Gewohnheiten 13 Jahre lang angeeignet und vertieft – wozu mich niemand gezwungen hat.

08.09.2006
Ich bin schon wieder mit einem dicken Hals aufgewacht. Aber in meinem Nichtraucher-Forum schildern viele Probleme mit Erkältung und Grippe nach dem Aufhören, so denke ich mir nichts dabei. Gestern war ich das erste Mal als Nichtraucher laufen. Ein bisschen enttäuscht war ich schon danach, den mehr als mein normales Programm habe ich nicht zustande gebracht. Und mehr Luft als sonst habe ich auch nicht gekriegt. Weder beim Laufen noch ansonsten. Nils schildert dieses freie Gefühl, wenn er den Atem in beiden Lungenflügeln merkt. Ich merke soviel wie vorher und ich habe weniger geraucht als Nils. Entweder, denke ich mir, habe ich einfach vorher schon mehr Luft bekommen oder die Auswirkungen beginnen erst, wenn die Halsprobleme abgeklungen sind. Etwas neidisch bin ich auf Nils, der von sich behauptet, weder einen körperlichen Entzug durchzumachen, noch sonderliches Verlangen nach einer Zigarette zu haben. Dabei habe ich gedacht, er schafft es nie, der alte Kettenraucher. Ich nehme alles zurück.

Schnell setze ich mich hin und denke darüber nach, was mir ein Hochgefühl als Nichtraucher geben könnte. Schnell fallen mir meine alten Raucher-Gewohnheiten ein. Ich hätte nie gedacht, wie viel von dem, was ich tue, direkt oder indirekt mit dem Rauchen zu tun haben. Meine Schlafzimmertür etwa brauche ich nicht mehr zu schließen, um das einzige Nichtraucherzimmer der Wohnung vor Rauch zu schützen.

Die ganzen Ausreden des Süchtigen, gestehe ich mir ein, habe ich auch benutzt. Zumindest einige von ihnen. So etwas wie „Ich treibe so viel Sport, also bin ich so fit wie ein Nichtraucher“ oder „Ich bin gar nicht richtig abhängig, ich rauche ja nur zehn am Tag“. Wobei ich stets verschwieg, dass mit neuen Ausreden aus den zehn oft genug mehr wurden. „Heute gibt es etwas zu feiern“, „so ein stressiger Tag“, „so viele Raucher um mich herum“ heißen diese Ausreden und es gibt hunderte von ihnen. Ich kenne niemanden, der sie nicht benutzt.

Der Raucher benutzt seine Lügen vor allem für sich selbst. Diese neue Erkenntnis beschert mir meine neuste Studie aus dem Beobachten meiner Kollegen. „Auf die Nachricht muss ich erstmal eine rauchen“, raunte meine Kollegin Sandra gestern ihrer ebenfalls rauchenden Tischnachbarin zu, nachdem sie den Telefonhörer aufgelegt hat. Sie hätte sich auch einfach so eine anzünden können. Aber die Tischnachbarin nickt verständnisvoll und geht gleich mit – Junkies unter sich. Wieder kann ich mir ein überlegenes Lächeln nicht verkneifen. Neidisch bin ich dennoch manchmal.

Ich poste seit gestern in Nichtraucher-Foren und in ein Läufer-Forum. Ich kann meine Mitmenschen nicht ständig mit meinen Gedanken zum Thema Rauchen nerven und habe doch ein ungebrochenes Bedürfnis, über meine Sucht zu reden. Nils geht es ganz anders. Er will von dem Thema nichts wissen und kommt damit gut zurecht. Ich muss reden. Wahrscheinlich um mir immer wieder zu bestätigen, dass ich etwas ganz Großes geleistet habe, das nicht im Strudel der anderen Neuigkeiten verschwinden darf. Aber die Wut hat nachgelassen. Diese diffuse Wut über die Welt, dass ich nicht mehr meiner Sucht fröne und es mir deshalb schlecht geht. Aber jetzt, bestätige ich mir noch mal, glaube ich schon etwas weniger, dass ich etwas Großes verloren habe. Es ist eher etwas Lästiges, das manchmal sehr gemütlich daherkommen kann, aber es in Wirklichkeit nicht ist.

Rauchfrei seit 05.09.2006

Queen.N
Seit sechs Tagen ohne

11.09.2006
Bonbons, immer diese Bonbons. Wenn ich so weitermache, werde ich bonbonsüchtig. Warum kann ich nicht einmal einfach mit NICHTS IM MUND UND NICHTS IN DER HAND glücklich sein? Weil ich ein ganz gewöhnlicher Junkie bin, der auf Entzug ist, sage ich mir. Leider führt Nonstop-Bonbonkonsum zu Durchfall, wie ich am Sonnabend schmerzlich bemerkt habe.
Aber es gibt gute Nachrichten: Ich scheine mich an das Nichtrauchen ein klitzekleines bisschen gewöhnt zu haben. Ich bin mir, nach fast einer Woche Nichtrauchens, sicher, das Richtige getan zu haben. Das konnte ich in den ersten Tagen nicht von mir behaupten – der Entzug war zu mächtig. Jetzt geht es mir ums Durchhalten, nicht mehr um den Sinn. Ich zweifle nicht mehr, auch in Zeiten größter Schmacht. Ich könnte in die Luft springen vor Freude. Ich habe es geschafft, sage ich mir überglücklich.
Mein Lauftraining hat immer noch keine messbaren Erfolge gebracht. Genauer gesagt bin ich immer noch schlapper als in meiner Raucherzeit. Geduld, ermahne ich mich, Geduld. Bald schaffst du die zehn Kilometer mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
Mir ist außerdem aufgefallen, dass es sich ohne das ewige schlechte Gewissen mit Namen „Nele, was tust du deinem Körper bloß an?“ richtig gut leben lässt. Es ist eine Art von Gelassenheit und auch Gemütlichkeit. Schließlich brauche ich eine neue Gemütlichkeit, nachdem die alte mit den Zigaretten verschwunden ist.

Rauchfrei seit 05.09.2006

Snusel
Hi,

Hi,

whow Nele, da hast du ja einen Superbericht geschrieben. :applaus:

Das Gefühl, etwas verloren zu haben, kennen wir alle. Erst später, wenn man ganz mitleidig die armen Suchtis betrachtet, kommt das Gefühl, überlegen zu sein.

Du hast recht, wir alle haben Großes geleistet: wir sind dem :twisted: und der Zigarettenmafia entkommen.
Sei herzlich willkommen hier im Forum. :winky1:

Viele Grüße
Snusel
seit dem 06.04.06 endlich frei
und stolze Gagaorden-Besitzerin

sosnmr
:bounce: :applaus: :bounce:

:bounce: :applaus: :bounce: :danci1: :karuselli1:

WILLKOMMEN bei den NichtMehrRauchern ! Oh so ein schönes TB ! Ich bin beeindruckt ! Mir geht es so wie Dir - ich kann KEINERLEI Verbesserungen durch das NMR erspüren - mein ganzer Körper funkt nur und ausschliesslich negative Signale - ich habe Husten, Sodbrennen und Einschlafstörung - deswegen heisst mein TB auch Nebenwirkungen Queen - aber ich will es schaffen... und es hilft wirklich hier zu sein, denn die lieben Mitmenschen hier gehen genauso durch die Hölle wie wir - apropos Bonbons - bei mir ist der Renner Vivil - ohne Zucker - und wenn es ganz schlimm ist mit dem :twisted: scharfe Lakritze aus Holland... und ich häkle, damit meine Hände am ABend was zu tun haben... Meine Handarbeitslehrerin aus der 1. Klasse würde vor Freude ihr Kissen nass weinen, wenn sie die Kreationen sehen würde - und das nach ungefähr 30 Jahren Häkel-Abstinenz... Ich fertige Handy Taschen für alle meine Patenkinder (die finden das "soooo süssss" oder "voll cool" oder "krass" - je nach Altersstufe)

Nocheinmal HERZLICH WILLKOMMEN bei den NichtMehrRauchern !!!

Ciao Claudia

sosnmr
Achja und dass Nils nicht

Achja und dass Nils nicht darüber reden will hat einen einfachen Grund : Männer haben am Tag nur ca 2000 Worte zur Verfügung.... stell Dir vor er verbraucht alle nur beim posten über's aufhören.... *kicher*

Loveparade82
Re: Seit sechs Tagen ohne

Hallo erstmal,

du schreibst

[quote:d5c6fe6c90="Queen.N"]Ich könnte in die Luft springen vor Freude. Ich habe es geschafft, sage ich mir überglücklich.[/quote:d5c6fe6c90]

genauso ging es mir auch, nachdem ich die ersten Tage nur wütend und missgelaunt war. Ab dem Zeitpunkt der ersten Euphorie ist man meiner Meinung nach fast über den Berg. Es kommen klar nochmal ein paar Rückschläge aber man kann sich daran hochziehen, wie die Euphorie sich anfühlt!

Ich habe sportliche Steigerung auch nicht sofort wahrgenommen. Kommta ber wohl auch daher, wenn man vorher auch schon trainiert. Da kann ja das Steigerungsplateau nicht so groß sein von heute auf morgen. Es kommt aber Stück für Stück, wirst du sehen Wink

Übrigens echt schön geschrieben dein Tagebuch!!!

Wünsche dir viel Erfolg
Christina

Immer weiter auf der Leiter!

Rauchfrei seit dem 27.07.2006

[url=http://www.ohnerauchen.de/forum/ftopic1942.html]Christina's Tagebuch[/url]

Highspeeder
lol

Lol Häckeltäschchen fürs Handy....
das ist ja mal echt was abgefahrenes !
Hm..ich rauche seit etwa einer Woche nimmer.
Bräuchte auch mal eine Nebenbeschäftigung. :roll:

Queen.N
Kapitel 2: Eine Woche

12.09.06
Nachdem ich beim Laufen wieder statt des erlösenden Nichtraucher-Atems ein belegtes Gefühl im Hals hatte, überlege ich mir, ob ich jetzt wenigstens „in“ bin. Es scheint so. In meinem Freundeskreis haben mehrere Raucher schon vor mir aufgehört. Meine Freundinnen Dörte und Lille zum Beispiel. Wenn wir früher nach der Disco alle zusammen bei einer übernachtet haben, fielen die beiden noch vor dem Aufstehen in ihre Schachteln – ich ekelte mich schrecklich. Morgens habe ich noch nie geraucht. Aber eines Tages war ich diejenige, die ihren Qualm verschämt in die andere Richtung wedeln musste. Lille und Dörte hatten aufgehört. Vielleicht hat mich das in meiner Entscheidung beflügelt. Es war auf einmal so ungemütlich mit den beiden, erinnere ich mich und ermahne mich dann. ICH war die Ungemütliche, würden meine Nichtraucher-Ratgeber mich jetzt verbessern.
Bei meiner Arbeit stellen die Exraucher ebenfalls den größten Anteil. So kommst es mir zumindest vor. Ein alter Spruch sagt „Ein Journalist, der nicht raucht, ist kein richtiger Journalist“. Nun, wenn das so ist, sind wir eine Riege von Stümpern. Es ist gerade die Generation 30 plus, die das Rauchen aufgibt, habe ich beobachtet. Mir fällt auf, dass ich mich in meiner jüngsten Raucherzeit viel mit dem Thema beschäftigt habe. Ich wusste eben, dass mein Ende naht, sage ich leise vor mich hin – und fühle mich bei dem Spruch gleich wieder virtuell ermahnt. Eine diffuse Ahnung überfällt mich. Es wird wohl noch Jahre dauern, bis ich das Rauchen nicht mehr irgendwie schick finde. Wider besseren Wissens. Aber das kam man ruhig zugeben, sage zu mir selbst. Solange ich nicht wieder anfange.
Eine Woche ohne Rauchen habe ich jetzt hinter mir. In den ersten Tagen kam es mir so vor, als ob die halbe Welt raucht. An jeder Bushaltestelle, in jedem Café, im Auto, im Park. ALLE schienen zu rauchen. Deshalb habe ich auch verstärkt darüber nachgedacht, wer unter meinen Bekannten noch am Glimmstängel hängt. Ich habe mir die Welt sieben Tage lang in Raucher, Exraucher und Nichtraucher aufgeteilt. Um schließlich festzustellen, das wir Nichtraucher doch auf dem Vormarsch sind. Irgendwie ist das auch viel schicker. Das werde ich mir jetzt solange einreden, bis ich es glaube. Die verschworene, genüsslich-vernebelte Raucher-Gemeinschaft war gestern, predige ich mir selbst. Die Achtzigerjahre-Schulzeiten, in denen die Raucherecke auf dem Schulhof die angesagten Leute von den Strebern trennt, sind vorbei. Natürlich sollte man sich nicht danach richten, was angesagt ist. Aber die Menschen tun es eben doch. Je jünger, desto mehr.
Ich habe mein Nichtrauchertagebuch gestern in ein Forum gestellt. Nach einigem Zögern – schließlich sind meine Rauchergelüste im Moment die intimsten Gedanken, die ich habe. Beziehungsweise die einzigen. Aber wurde sogar gelesen und ich habe bislang positive Antworten bekommen. Das freut mich sehr und es hilft mir beim Durchhalten. Denn ich denke auch nach einer Woche immer noch mehr an Zigaretten als ich das in meiner Raucherzeit je getan habe. Klar, denn da gab es immer Nachschub. Um in Deutschland keine Zigaretten zu bekommen, muss man sich schon sehr dämlich anstellen. Aber ich fühle, dass ich in manchen Momenten mit einem größeren Abstand an das Rauchen denke. Als ob das Rauchen und ich gar nicht so unbedingt zusammengehören. Heute Abend gehe ich in eine Kneipe mit Nichtraucher-Etage. Ich bin gespannt, ob ich mich da zu Hause fühlen kann.

Rauchfrei seit 05.09.2006

elmexi
Hallo Nele,

Hallo Nele,

ich habe mir gerade Dein TB ausgedruckt damit ich es nachher in Ruhe auf dem Balkon in der Sonne lesen kann. Mir ist nur gleich aufgefallen das Du auch aus Hannover kommst, direkt Hannover oder Umgebung. Wo gibts denn in Hannover ne Kneipe mit Nichtraucheretage?

LG Andrea die aus Gehrden kommt

LG Andrea
________

Letze Zigarette: 07.11.2010 22.00 Uhr

Mein TB
http://www.ohnerauchen.de/forum/ftopic4749.html

elmexi
Morgen Nelem

Morgen Nelem

na wie wars in der rauchfreien Kneipe, hat Dir Dein Bier geschmeckt??

Ich habe gestern noch auf dem Balkon 2 Glas Rotwein getrunken und habe einfach die Ruhe und die Sterne am Himmel genossen.

Dein TB hat mir Mut gemach wieder durchzustarten und das ist gestern passiert. Vielen Dank dafür.

LG Andrea

LG Andrea
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Letze Zigarette: 07.11.2010 22.00 Uhr

Mein TB
http://www.ohnerauchen.de/forum/ftopic4749.html

Queen.N
13.09.06

13.09.06
Die Kneipe musste ich auf heute Abend verschieben. Dafür ist mein 100-Tage-rauchfrei-Kalender angekommen. Jetzt sehe ich, wenn ich zu Hause bin, den ganzen Tag lang die Anzahl der Nichtraucher-Tage vor mir. Dreimal habe ich allein heute morgen genüsslich die „9“ betrachtet und dabei ein wohliges Gefühl verspürt. Und immer, wenn ich wieder Schmacht empfinde, rede ich tatsächlich mit mir selbst, um dem nicht nachzugeben. Mehr noch: Ich predige stereotyp auf mich ein, immer das Gleiche. Es ist erstaunlich, mit welchen Tricks man arbeiten muss, um diese Sucht loszuwerden. Ich komme mir vor wie auf einem schrägen Selbsterfahrungstrip. In meiner Raucherzeit hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich einmal solch sektenartige Rituale betreibe, um wieder NORMAL zu werden. Was wohl auch daran liegt, das der Raucher im Gegensatz zum Heroinsüchtigen gar nicht merkt, dass er abhängig ist – schließlich ist er nie lange Zeit ohne seinen Stoff. Zumindest fühle ich mich, als ob ich eine aufwändige Gehirnwäsche betreiben muss um nicht wieder anzufangen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich tröste mich damit, dass das wohl nicht so weitergehen wird, bis ich 80 bin. Irgendwann, sage ich mir laut und betone jedes Wort genüsslich, irgendwann kommt der Tag, an dem ich nicht mehr dran denken werde. Schon wieder so ein Spruch aus der Eso-Ecke.
Beim Laufen bin ich im Wortsinn einen Atemzug weiter. Ich habe heute zum ersten Mal seit dem Aufhören gemerkt, dass ich MEHR Luft bekomme und nicht weniger. Mit einem richtigen Hochgefühl bin ich nach der Fünf-Kilometer-Runde die Treppen in den vierten Stock zu meiner Wohnung hochgesprintet. Beim nächsten Volkslauf nimmst du zehn Kilometer, überlege ich mir und lächle meinen Flurspiegel an.
Seit ich mehr als eine Woche clean bin, habe ich erstaunliche Veränderungen an meinen rauchenden Mitmenschen wahrgenommen. Sie haben plötzlich das Gefühl, sich mir erklären zu müssen. Eine Freundin, die mir an meinem zweiten Tag noch erzählt hat, das mit dem Rauchen sei bei ihr gar nicht so wild, will nach Weihnachten an einem Hypnose-Seminar teilnehmen. Dabei hatte ich sie auf ihr Rauchen gar nicht angesprochen. „Eigentlich muss ich auch mal aufhören“, sagte heute Mittag eine Kollegin – ebenfalls ungefragt. Andere rappeln wie auf Kommando den gesamten Junkie-Ausredenkatalog herunter, sobald sie mir begegnen und gerade rauchen. Dabei habe ich gar nicht versucht, irgendjemanden zu bekehren. Ich fühle mich immer noch eher zu der „Gruppe“ zugehörig als zu den Nichtrauchern – auch wenn ich mich oft schon weit weg von der Kippe wähne. Außerdem würde ich große Reden in meiner Situation echt klugscheißerisch finden. Aber nein, sie kommen von selbst drauf. Sehen mich, blinzeln verstohlen auf ihre Zigarette und sagen so etwas wie „Du Arme rauchst ja nicht mehr. Ich müsste auch mal aufhören. Aber im Moment kann ich nicht, so gern ich auch würde. Der Stress und so.“ Jaja, ist ja gut, mache doch weiter, du musst dich vor mir nicht schämen, denke ich dann. Und wechsele schnell das Thema. Ob ich das auch gemacht habe?

Rauchfrei seit 05.09.2006

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