So, here I am...
... und mit mir der (mal wieder) feste, endgültige und unumstößliche Entschluss aufzuhören. Und da ich meine Empfindungen, Gefühle und Zustände während dieses Phase hier mitteilen werde, möchte ich mich zunächst kurz vorstellen:
Ich bin 34, rauche seit ich 12 oder 13 bin. Also seit mehr als 20 Jahren (Gott, bin ich alt geworden), aber das 25-Jahr-Jubilaeum will und werde ich nicht mehr feiern. Bereits mit 17 eine Schachtel täglich - wie übrigens heute auch wieder, nicht noch. Zwischenzeitlich ging es für einige Jahre hoch auf 50-60 Kippen täglich, aber seit das Rauchen am Arbeitsplatz nicht mehr erlaubt ist, ist es wieder weniger geworden. Trotzdem: Mein lieber Herr Kanalarbeiter, 21 Jahre, geschätzte 30 Kippen täglich (und ich glaube das ist seeeeehr positiv geschätzt) sind rund 230.000 Kippen oder 11.500 (Standard-) 20er Schachteln oder 1.150 Stangen oder... Mal gut, dass ich bei all den ganzen Preiserhöhungen den Durchschnittspreis nicht errechnen kann. Dann würde mir wohl richtig schlecht.
Früher habe ich mich als Genussraucher bezeichnet (wer tut das nicht irgendwann?), allerdings als einer, der es sofort sein lassen kann (auch diese Ansicht haben die meisten wohl während einer ganz lange Phase, oder?). Aber wie viele „Wenn-die-Schachtel-X-Mark/Euro-kostet-hör-ich-auf“-Vorsätze sind vorbei gegangen, ohne dass es Auswirkungen gehabt haette? Na, wer weiss es? Mittlerweile halte ich mich jedoch für einen (wenn nicht sogar DEN) Hardcore-Suchtraucher, mit Genuss hat das alles schon solange nichts mehr zu tun. Bereits wenn sich eine Packung zum Ende neigt, steigt die Panik in mir hoch, dass ich ganz ohne dastehen, ohne rechtzeitigen Nachschub sein könnte. Noch schlimmer sind Situationen, in denen ich zwar noch Kippen habe, aber kein Feuer zur Hand. Wer kennt sie nicht, die verbrannten Nasen und Stirnen, weil man sich die Kippen an der Herdplatte, am Toaster oder am Auspuff anzünden wollte? Selbst den Führerschein hat es mich mal für 4 Wochen gekostet, weil ich, mitten in der Nacht und nicht mehr ganz nüchtern, unbedingt los musste Kippen kaufen... :oops: In solch einer nächtlichen Notsituation habe ich mir auch schon mal den Inhalt eines Pfefferminz-Teebeutels in normales Schreibpapier gedreht… Auch wenn ich eigentlich nicht auf Menthol-Kippen stehe: Hauptsache, es qualmt und irgendetwas Zähes wabbert in die Lungen. Scheißegal! Die preisabhängigen Vorsätze wurden letztendlich durch die gute, alte „Sobald-der-Doktor-Aufhören-Sagt“-Absicht ersetzt. Aber qualifiziert musste es schon sein. Wenn mein Wald-und-Wiesen-Haus-Doc so etwas sagt, dann gilt das natürlich nicht. Denn der ist Arzt, muss so etwas also sagen, und seit seiner eigenen Entwöhnung (mit Hilfe von Nikotinpflastern übrigens) militanter Ex-Raucher. Das zählt also nicht. Aber selbst der Kardiologe, der letztes Jahr unmissverständlich klar stellte, dass ES sein muss (von wegen unverhältnissmässige Gefäßalterung etc.), konnte mich nicht wirklich davon abhalten...
So, da bin ich nun. Mitte 30, mit der Konstitution und Kondition eines 65-jährigen. Pfeife aus dem letzten Loch, wenn ich nur ein paar Stufen erklimme. Das Gefühl nicht mehr atmen zu können. Einen Ekel vor den Kippen und mir selbst. Aber dennoch ziehe ich sie mir rein – unaufhörlich. Die erste drei Minuten nach dem Aufstehen, die letzte drei Minuten vorm zu Bett gehen (die Angst des Rauchers vor der Zeit ohne Kippen, Ihr wisst ja… ). Und wenn ich heute nicht verheiratet wäre und meine Frau es nicht von mir verlangen würde – ich würde noch immer im Bett rauchen. Die erste, wie die letzte....
Bullshit!
Aber ich will nicht mehr. Das ist nicht erst seit heute so. Ich glaube in den letzten 10 Jahren, habe ich mindestens 10 Versuche unternommen, dass Rauchen zu beenden. Diese Phasen waren unterschiedlich lang. Von vier Tagen (siehe Kardiologe, oben) bis acht Wochen…. Und nun beschleicht mich so langsam die Angst enden zu können wie mein Vater. Der hat sein goldenes Raucher-Jubiläum hinter sich und versucht schon seit Ewigkeiten aufzuhören. Vielleicht wöchentlich, mindestens aber monatlich fasst er den Entschluss – doch schon nach kurzer Zeit, nach wenigen Tagen, bricht er jämmerlich zusammen. Und wahrscheinlich wird er es erst schaffen, wenn der Bestatter ihm die letzte Kippe aus der Hand nimmt. So will ich nicht werden.
Aber was will ich dann? Hmmmhhhhh… Ich will weg von dem Scheiß, will gesünder werden, gesünder leben, fitter werden. Ich weiß nicht, ob es wirklich so schwer ist oder ob ich es nur bin, dem es so scher erscheint oder ob ich einfach nur charakterschwach bin. Ich weiß es nicht. So viele schaffen es. Und eigentlich erreiche ich was ich will, aber hier finde ich immer wieder 1.000 Gründe die gegen das Aufhören sprechen. Die Schachtel/das Feuerzeug noch zu ende… Das Wetter ist zu heiß/zu kalt… Zuviel Stress/zuviel Langeweile… etc.
Mittlerweile ist es gar nicht mehr nur der Gedanke an die „real-“ negativen Aspekte des Rauchens der mich treibt aufzuhören, sondern viel mehr die Enttäuschung über mein bisheriges Verhalten und Versagen in dieser Hinsicht. Der Gedanke versagt zu haben, den eigenen Vorstellungen und Ansprüchen nicht gerecht zu werden, macht mich verrückt, beschäftigt mich täglich. Bin ich so schwach? Abends denke ich „Ab morgen nicht mehr“, morgens denke ich „Ab heute nicht mehr“. Aber schon kurz darauf habe ich eine an und denke „Ab demnächst nicht mehr“... Ich muss einfach aufhören. Ich muss erfahren, ich muss wissen ob ich es kann. Oder ob sich das, was ich für meine Vernunft halte, einfach so um den Finger wickeln lässt. Ich kann es nicht glauben und ich will es nicht akzeptieren, dass dieses Zeugs die totale Kontrolle über mich hat, mich dazu bringen kann gegen meine Vernunft zu handeln oder ob ich es doch noch bin der das Sagen in meinem Leben hat. Darum geht’s.
Basta!
Ich werde also aufhören. Und wenn es sein muss, werde ich dabei noch 20kg zunehmen (lieber wäre es mir allerdings ohne ). Ich höre auf. Das Mehr an Gewicht bekommt man schon wieder los. Zumindest leichter als diese Sucht. Ich werde aufhören und wenn ich mich in Nikotinpflaster einwickeln muss oder am Kaugummi zu ersticken drohe… (immer noch besser als dabei auch noch aus dem Hals zu stinken).
Ich werde hier meine Erfahrungen und Empfindungen posten, unregelmäßig. Ich werde Erfolge feiern, wenn es welche gibt und ich werde rumkotzen, wenn es hart ist. Wer es lesen mag, soll es lesen, wer es kommentieren mag, soll es kommentieren. Ich brauche einfach nur etwas, wo ich mich mitteilen kann, wenn es mal nicht so pralle läuft. Man muss sich mitteilen können – doch nach all meinen Fehlversuchen nimmt mein Umfeld meine Versuche nicht mehr so wirklich ernst. Und ich kann es verstehen…
Und dafür soll dieses Forum für mich sein.

In diesem Sinne Danke.

Und los geht’s.

LG,
Huddel