Eintrag 1

So, heute ist der erste rauchfreie Tag meines zweiten und (natürlich hoffentlich) letzten Versuchs mit dem Rauchen schluss zu machen.

Ich bin 26 Jahre alt und habe seit meinem 12 Lebensjahr geraucht. Sehr schnell sehr viel. Es gab kaum jemanden der so viel gequalmt hat wie ich, geschweige denn jemanden der mich übertroffen hätte und kaum jemanden der das Rauchen so vehement verteidigte wie ich und so demonstrativ erst recht noch eine rauchte, wenn sich jemand zu den negativen Folgen des Rauchens äußerte.
Rauchen, und die damit verbundene Abhängigkeit gehört halt zu meiner Identität, dachte ich.

Doch natürlich regte sich in meinem Hinterkopf ein kleines schlechtes Gewissen, was ich meinem Körper antue. Erstmal vorweg, ich muss einfach über eine Hammer Physis verfügen, dass mein Körper das überhaupt so lange ohne jegliche Wehwehchen mitgemacht hat, aber auch das ist dann wohl irgendwann einmal vorbei gewesen.
Ich bekam Raucherhusten, Lungenstechen und ein ganz wiederliches Kribbeln in den Beinen, was für mich besonders spaßig war, nachdem eine meiner besten Freundinnen mit 27 einen Schlaganfall aus den Beinen erlitten hatte. Rauchen und Pille.
Meine Beine kribbelten und piekten also so vor sich hin und erinnerten mich permanent daran, dass mein Lebenswandel sich nicht gut auf meinen Körper auswirkt.
Aus dem kribbeln wurden Krampfadern, die sehn nicht nur sch.... aus, sondern tun einfach mal sch.... weh und ich wurde regelrecht hypochondrisch, rannte zum Arzt, lag manchmal nachts im Bett und konnte nicht einschlafen weil meine Beine so weh taten, meine Lungen rasselten und dachte "das wars. Deine Augen wirst Du morgen nicht mehr aufmachen"

Das ging so ganz klar nicht weiter, und so wagte ich vor ca. 6 Wochen meinen ersten versuch aufzuhören, kaufte mir das Buch "endlich Nichtraucher für Frauen", was ich innerhalb von 2 Tagen förmlich inhalierte, fühlte Begeisterung "Jaa, auch ich werde frei sein!!!" ließ mich von der Aussage "Es gibt keinen falschen Zeitpunkt" dazu verleiten sofort, ohne viel Gewese meine letzte Zigarette auszudrücken.
nach 5 Tagen ohne rauchen hatte ich solche Depressionen, verteckte mich heulend im Bett und kam gar nicht zurecht - und fing wieder an.
Rauchte dann 6 Wochen lang wieder Kette, bis meine Beine, die erstaunlicherweise während meiner 5 rauchfreien tage gar nicht schmerzten, mich wieder den ganzen Tag mahnten.

Habe mir also wieder das Buch geschnappt und es diesmal langsamer, mit mehr bedacht gelesen und ein ganz aufwendiges Ritual, mit Kerzen, Prossecco, Musik und allem Buchei für meine letzte Zigarette gemacht.
Bin gleich dannach mit einer Freundin tanzen gegangen und war ganz happy, habe heute nacht, zwar nicht tief und fest und mit einigen unterbrechungen geschlafen, war heute ein wenig verwirrt und sehr sensibel aber teilweise auch sehr glücklich.
Was mich tierisch nervt sind diese kleinen Pikser vom Nikotinteufel die einen so kalt von hinten erwischen.
Nicht andere Raucher sind mein Problem, denn an ihnen sehe ich ja ganz deutlich, wie blödsinnig das Rauchen ist, sondern die Momente in denen ich alleine bin und die ich sonst immer mit Rauchen ausgefüllt habe.
Mein Gott, was dabei für eine Zeit drauf ging!!! Und die ist jetzt erstmal über und erscheint mir teilweise als drohende Leere. Und dann das Teufelchen, dass einem sowieso das Gefühl gibt ein kleiner verhuschter Wurm zu sein- das macht richtig Spass.

Ich würde sagen, ich bin definitiv sehr viel stabiler als beim letzten Versuch und "ja, es gibt einen falschen Zeitpunkt" und meine Gemütsverfassung könnte bei einem solchen Knall auf Fall Entzug besser nicht sein- mir graut nur jetzt schon vor den tagen 5-7, in denen laut Carr, der Körperliche Entzug seinen Höhepunkt erreichen soll.

Gut, und wenn es bedeutet dass ich ein paar tage heulend im Bett liege, dann nehme ich das in Kauf- aber ich hab schon ein wenig Angst.

Bin erstmal froh, heute so gut überstanden zu haben, gehe gleich zum Sport und hoffe heute nacht schlafen zu können.

Werimmer das liest, vielen Dank dafür
ist glaube ich alles ein wenig chaotisch, aber mein Gehirn ist heute nicht so ganz brauchbar

Alex