Neu und nach 4 Monaten schlimme Probleme

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Ellie83
Neu und nach 4 Monaten schlimme Probleme

Hallo an alle, ich bin Ellie.

 

Ich habe mich in diesem Forum angemeldet, weil ich nicht mehr weiter weiß.

 

Ich habe am 14. Februar aufgehört zu rauchen - nicht ganz freiwillig, ich war im Krankenhaus auf Intensivstation, wo es sowieso nicht ging. Darauf dann der spontane Einfall: Ja, wenn man mir schon quasi die erste Woche rauchfrei "schenkt" (immerhin war ich die meiste Zeit so im Delirium, dass es mich nicht weiter störte), dann mach ich doch weiter!

 

Ich habe über 20 Jahre geraucht. Doch bei mir gibt es eine Besonderheit. Es soll keine Ausrede sein, nur überlege ich bei dieser Sache durch die Quäölerei mittlerweile ganz ernsthaft, ob das Nichtraucherdasein in meinem Fall wirklich sinnvoll ist.

 

Ich bin ein reiner Stressraucher. Und das liegt daran, dass ich eine Erkrankung der peripheren Nerven habe, ie mit unglaublichen Schmerzen einhergeht. Man hat bessere und schlechtere Phasen, aber es wird immer schlimmer. Jahrelang unentdeckt, jetzt endlich entdeckt, aber eine Ursache wurde noch immer nicht gefunden (man hat die erkrankten Nerven entdeckt, aber nicht, wieso diese erkrankt sind). Davor hatte ich ständig das Problem, nicht ausreichend Schmerzmittel zu bekommen, weil man mir häufig nicht glaubte. Die ganze Situation und was damit einherging, hat dazu geführt, dass ich zu einem Ventil griff: Die Zigarette.

 

In schlimmen Phasen waren es 40 bis 60 am Tag, in guten vielleicht 10 bis 15. Mit einher geht noch, dass ich viele Lebensmittel nicht vertrage, so dass kaum noch was zum Essen bleibt. Natürlich sagt da jeder Arzt "hör auf, ist besser". Aber: Die Erkrankung verschlimmert sich auch bei jeder Form von Stress, auch und natürlich Entzugsstress. Es ist keine Erkrankung der Lungen.

 

Ich habe also keine großen Möglichkeiten, mich abzulenken, weil ich nicht gerade sehr beweglich bin, Konzentration geht auch nicht bei Schmerzen. Kurzum ist man oft dazu gezwungen, zu sitzen oder zu liegen und seinen Zigaretten hinterherzutrauern.

 

Aufgehört habe ich, da ich glaubte, die Erkrankung vielleicht posiiv beeinflussen zu können, zzumal ich viele Substanzen eh nicht vertrage, also weg mit dem Nikotin! Und ich finde es gerade nach der Pause auch als ekelig, kalten Rauch zu riechen oder Beläge von meinen Möbeln zu kratzen.

 

Über 4 Monate später: Ich habe mit Nikotinkaugummis aufgehört - empfiehlt nicht jeder, aber ohne die hätte ich es gleich bleiben lassen können. Ich wollte einen sanften Weg, die dann Schritt für Schritt reduzieren. Zuerst wechselte ich von starken auf leichtere Kaugummis. Erst schien das zzu klappen, doch dann bekam ich Krisen ohne Ende. Bis ich wieder starke kaufte und sie abwechselnd mit den schwachen kaute. Jeden Morgen an jedem Tag dieser 4 Monate will ich gar nicht aufstehen, weil mir die Morgenzigarette fehlt. Und ganz ehrlich: Mir geht es nach 4 Monaten nicht ein Stückchen besser als am 10. Tag. Ich kaue immer mehr Kaugummis, das Suchtverlangen ist riesig.

 

Nach einem extrem belastenden ärztlichen Eingriff rauchte ich eine einzige Zigarette, hatte das Gefühl "oh so viel bringt die ja gar nicht", ließ es wieder und machte weiter wie zuvor.

 

Seit ein paar Tagen rauche ich etwa 4 Zigaretten am Tag. Ich sah in dem allen einfach keinen Sinn mehr. Ich kann nicht richtig essen, habe immer Schmerzen, Krankheit hat sich eher verschlechtert - warum soll ich mir das auch noch nehmen? Ich kann mir ja kein sportliches Hobby zulegen oder mehr arbeiten oder was auch immer, nicht mal eine leckere Mahlzeit.

 

Können mir erfahrenere Leute bitte beantworten:

 

1. Ist es normal, dass man nach 4 Monaten rauchfrei sich fühlt wie am Anfang und das die ganze Zeit?

2. Macht es Eurer Meinung nach in meinem Fall wirklich Sinn aufzuhören? Ich weiß doch gar nicht, wie lange ich noch lebe oder zumindest in einem lebenswerten Zustand bin. Auf jeden Fall geht das schneller als ein Angriff b´auf meine Lungen durch Zigaretten.

 

3. Wenn man 3 Tage lang 3 bis 4 Zigaretten geraucht hat - fängt man dann bei Null an? Also so wie nach 20 Jahren Kette rauchen? Oder kann ich den Kreis durchbrechen, wenn ich sofort die Notbremse ziehe?

 

4. Wann hört das Verlangen auf, wenn nach 4 Monaten es sogar immer schlimmer wird?

 

Liebe Grüße

 

Ellie

josefine
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Hallo Ellie und willkommen hier im Forum!         Yes 3

Ersteinmal Glückwunsch, dass Du schon so lange nicht mehr geraucht hast. Auch, wenn die Umstände nicht so schön gewesen sind. Leider ist EINE Zigarette "nur mal so" auch wieder ein guter Anfang für eine ganze Schachtel. Weißt Du, gell?

Das mit den Schmerzen kenne ich. Schmerz kann man nicht beweisen und man wird dann irgendwann nur noch mitleidig angeschaut, als ob man das alles nur "spielen" würde. Und es tut  mir wirklich leid, dass Dir keiner geglaubt hat.

Doch die Zigarette hat Dir auch nicht geholfen, die Schmerzen zu reduzieren. Sie hat Dich abgelenkt für eine kleine Weile. Bis zur nächsten Zigarette. Doch nichts, aber auch garnichts, ist gut an einer Zigarette. Im Gegenteil: Sie kann sehr, sehr krank machen!

Wenn Du mit dem rauchen aufhörst, ist das erstmal ein riesiger Stresspegel, der sich dann aufbaut. Klar, dann erscheint alles noch schlimmer, als zuvor. Ist es aber nicht. Der Süchtige sucht immer nach Ausreden, weiter seiner Sucht nachzukommen. Und ein Raucher ist ein Süchtiger. Ganz klar, dass da erstmal alles viel unerträglicher erscheint, als es ist.

Du trauerst der Zigarette hinterher? Warum? Was hat sie Dir denn Gutes getan? Sie hat Dich abgelenkt, ja. Sie hat Dir die Zeit vertrieben und oft hast Du geglaubt, sie schraubt Deinen Stresspegel runter. Ich sage Dir mal was: Es geht Dir so schlecht, weil Du mal geraucht hast. Nicht, weil Du nicht mehr rauchst!

Wenn Du Hilfsmittel hattest (Nikotinkaugummis) dann ist das völlig in Ordnung. Alles, was Dich letztendlich von der Zigarette wegbringt, ist wunderbar. Und, jeder hat SEINE persönliche Methode, aufzuhören. Glaub mir, auch jeder hier dachte, er habe es besonders schwer, er leidet am meisten und noch nie ist es einem anderen so dreckig gegangen, wie einem selbst. Mir ging es ebenso und niemals hätte ich geglaubt, dass die Welt mal wieder bunt und schön wird - ohne Zigarette. Niemals!

Heute kann ich darüber lachen, weil ich weiß, sie ist noch viel bunter und schöner, als ich dachte, dass sie jemals sein könnte. Bis dahin war es ein langer  und harter Weg. Ich kann Dir versichern, es lohnt sich und alles, was Du denkst und fühlst gehört dazu, zu DEINEM Entzug.

Ich habe 10 Monate gebraucht, bis ich endlich kapiert habe, dass es ohne Zigarette funktioniert. Gut funktioniert. Es braucht eben alles seine Zeit.

Und ja, es lohnt sich immer, mit dem rauchen aufzuhören. Dein Körper braucht Zeit, um zu entgiften. 20 Jahre jeden Tag vollgepumpt mit Nikotin und Du glaubst, nach ein paar Wochen ist es dann alles wieder gut? Das ist leider nicht so. Du musst Dir mehr Zeit geben.

Ob Du wieder bei Null anfängst zu zählen, dass ist Deine Sache. Du kannst es unter "schlechte Tage" abheften und weiter machen oder zählst wieder neu Deine Nichtrauchertage.

Ich denke, Du solltest Dir ein Tagebuch (Nichtrauchertagebuch) zulegen und dort Deine Erfahrungen reinschreiben, auch die Guten. Vielleicht liest Du mal an einem besonders miesen Tag Deine eigenen Worte und weißt, da, wo Schatten ist, da ist auch ganz viel Licht.

Alles Gute für Dich ...

Josefine

 

 

 

Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Josefines Welt

Ellie83
Liebe Josefine,

Liebe Josefine,

 

ich danke Dir von Herzen für Deine ermjutigenden Worte. Und weißt Du was? Es hat mir seelisch wirklich geholfen, es zu lesen. Viele der Dinge, die Du sagst, sind mir auch durch den Kopf gegangen. Ich habe heute meine verbliebenen Zigaretten abgegeben, so dass keine mehr im Haus sind. Weiß nicht, wie andere das machen, aber für mich ist es einfacher, wenn gar keine da sind. Denn wenn welche da sind, genügt ein kurzer Moment der Schwäche - sind keine da, müsste ich zum nächsten Laden oder an die Tankstelle, und das gibt Bedenkzeit.

Noch eine wichtige Frage zu Nikotinkaugummis: Ich habe Angst, dass ich nach 4 Monaten noch so leide, weil ich eben den Suchtstoff durch die Kaugummis noch habe. Aber irgendetwas ist daran anders als bei Zigaretten, in Zigaretten muss noch ein weiterer Suchtstoff sein. Alle früheren Versuche scheiterten in den ersten Tagen. Ich komme erst gut damit zurecht und nach etwa 24 Stunden will man unbedingt seine Zigarette, obwohl man ja mit Nikotin versorgt ist und das vorher auch klappte. Also ein Stoff, der erst langfristiger zum Entzug führt???

Alles sehr seltsam.

Zurück zur Frage: Werde ich immer süchtig rumheulen, weil ich es nicht schaffe, die Kaugummis runterzufahren? Weil der Suchtstoff noch da ist (zwar ohne den eventuellen Zusatzsuchtstoff)? Verlängere ich das Leiden nur?

Und 4 Monate sind wirklich normal? Wenn ich mit den (wenigen) Ex-Rauchern, die ich kenne, spreche, sagen die immer, was ist bloß mit Dir los, nach 4 Monaten ist das Gröbste doch vorbei!! Deshalb hat es mich sehr ermutigt, als Du sagtest, Du brauchtest 10 Monate.

Hattest Du selbst Hilfsmittel oder hast Du kalt entzogen?

Kann mir jemand Tipps geben, wie man diese Kaugummis vernünftig reduziert? Es gibt ja 2 Stärken 4 mg und 2. Ich war mir sehr unsicher, ob ich zuerst von 4 auf 2 gehe, die Menge dabei nicht reduziere oder auf 4 bleibe und die Menge reduziere? Hat jemand Erfahrung?

Kann man das Tagebuch auch nur ab und zu führen? Ich möchte nicht noch öfter dran denken als nötig. Es wäre dann eher eine Art "mieser-Tag-Tagebuch". Und ich würde ganz besondere Erfolge eintragen, aber ungern jeden Tag beschreiben.

Wie kommst Du mit anderen Rauchern zurecht? Kommt dann noch mal Verlangen auf oder ekelst Du Dich eher davor?

Liebe Grüße und meinen herzlichen Glückwunsch, dass Du es geschafft hast. Ist bestimmt ein viel freieres Leben.

 

ellie

Ellie83
PS: In einer Sache muss ich

PS: In einer Sache muss ich Dir widersprechen. Da es eine Erkrankung der peripheren Nerven ist, verschlimmert sich diese tatsächlich bei jeder Art von Stress ,das fühlt sich nicht nur so an! Da reicht schon eine kleine Anspannung, z.B. eine schwierige Situation beim Autofahren. Richtigen Stress vertrage ich gar nicht, unabhängig von Zigaretten und der verschlimmert die Erkrankung tatsächlich (nicht nur gefühlt).

Das macht es ja so verdammt schwierig bei mir.

josefine
Bild des Benutzers josefine
 

 

Hallo Ellie!

Erstmal finde ich es ganz wundervoll, dass Du Deine Zigaretten weggegeben hast. So ist die Gefahr erstmal nicht in greifbarer Nähe. Und das ist auch gut so.

In Nikotinkaugummis ist Nikotin und Nikotin macht süchtig. Die ganzen Zusatzstoffe, die beim verbrennen einer Zigarette noch eingeatmet werden, fehlen natürlich. Grundsätzlich "fütterst" Du Dich immer noch mit der Droge und irgendwann wirst Du reduzieren müssen, wenn Du davon loskommen möchtest. Den Zeitpunkt kannst nur Du selbst bestimmen. Aber es wird kein Kindergeburtstag werden. Es wird Dich wieder zweifeln lassen, ob es überhaupt einen Sinn macht.

Ich sage Dir: Es macht einen Sinn! Und wir alle mussten durch den Entzug durch. Wenn es Menschen gibt, die einfach aufhören und alles ist prima, kein Suchtverlangen, so bin ich doch recht neidisch auf solche Leute. Echt - mir ging's wirklich Monatelang dreckig. Und, wenn Du mal in den Tagebüchern liest (Die ersten Seiten der Tagebücher - da kannst Du lesen, dass DEIN Entzug nichts exotisches ist!), dann ging es auch anderen Leuten so. Wir sind also keine Einzelfälle. Was glaubst Du denn sonst, warum es Menschen gibt, die nach 8 oder 10 Monaten wieder anfangen zu rauchen? Genau: Weil sie den Zustand des Entzuges nicht mehr ausgehalten haben.

Doch man kann es schaffen und mir sind die Raucher heute wirklich total egal. Ich mag' den Gestank überhaupt nicht mehr - aber es stört mich nicht, einem Menschen beim rauchen zuzusehen. Damit habe ich einfach nix mehr zu tun. Es gibt auch kein Suchtverlangen mehr.

Natürlich trifft auch mich das Suchtteufelchen zwei- oder dreimal im Jahr, weil das Leben oft kein Ponyhof ist. Weil man krank ist, einen lieben Menschen verloren hat oder einfach nur unter einem unglaublichen Druck im Job steht. Dann wünsche ich mir auch, eine "gute" Zigarette - tiefer Lungenzug und runter kommen. Doch es sind nur kleine, kurze Momente - ein paar Minuten, dann ist es auch wieder vergessen. Weil: Ohne Zigarette ist es genausogut zu schaffen - sogar besser. Die Kunst ist es, genau DANN nicht zum Automaten zu rennen.

Ich habe Kräuterzigaretten geraucht. Ohne Nikotin! Stinken zum Himmel - lach. Aber, in meinen schwachen Momenten fühlte es sich an, als dürfte ich rauchen. Das waren aber höchstens 3 Schachteln, die ich in den 10 Monaten geraucht habe. Sie liegen immer noch im Keller - für die Not. Sicherlich schon zu Staub zerfallen, nach so langer Zeit. Doch - man weiß ja nie ...

In Dein Tagebuch kannst Du schreiben wann und wie Du möchtest. Ich dachte nur, dann kommt vielleicht noch Feedback von anderen Unsern. Hier in der Vorstellung ist fast nie jemand zum schreiben.

Ja, Stress mag Deine Krankheit verschlimmern. Doch ist es ein Irrglaube, dass, wenn Du ein Nervengift inhalierst, es Deinen Stresspegel wirkich senkt. Du bist unter Druck, weil DU Dich stresst, nicht rauchen zu können. Und klar, dann geht es Dir noch viel schlechter, als vorher. Und dann wieder eine rauchen - tut sooooo  gut. Erstmal. Ellie: Du weißt doch selbst, dass Dich Zigaretten schwer krank machen können. COPD, Karzinome, Tumore, Herzinfakt, Durchblutungsstörungen, Schlaganfälle ... Die sind für nix gut, die Dinger.

Es ist nicht nur bei Dir schwierig. Hier haben viele Menschen chronische Krankheiten, weswegen sie aufgehört haben oder es versuchten. Auch bei mir war es eine Trigeminusneuralgie, die mich darüber nachdenken ließ, ob das klug ist, weiter zu rauchen, die Angst zu füttern, vielleicht irgendwann auch noch Lungenkrebs zu bekommen. Für jeden ist es eine große Aufgabe, welcher er sich stellt. Für manche nur ein kleiner Spaziergang, andere fallen immer wieder hin und müssen sich aufrappeln. Es gibt Leute, die es erst beim 10. Versuch geschafft haben, Menschen, die nach 5 Jahren wieder rückfällig wurden und anderen geht es schon nach drei Wochen richtig gut ohne Glimmstängel. Wie sind alle Individuen und jeder hat seine Art, aufzuhören. Ich habe viel geheult, war unausstehlich, dauernd krank. Heute bin ich froh, nicht aufgegeben zu haben. Es hat mir deutlich mehr Lebensqualität gegeben.

Ich wünsche Dir, dass Du für Dich den richtigen Weg findest ... Auch, wenn es schwierig ist. Du kannst das schaffen - versprochen!

Josefine

 

Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Josefines Welt