Mein 2. Nichtrauchertag nach 20 Jahren Raucherleben. Eine Schachtel pro Tag. Das Nikotinpflaster hilft mir sehr. Ohne das würde ich die körperlichen Entzugserscheinungen nicht durchstehen. Ich nenne das immer "fluppig" werden. Dann werde ich nicht nur nervös, sondern kann mich zusätzlich nicht mehr konzentrieren, mir wird schwindelig, der Mund wird trocken, die Hände schwitzen und mein einziger Gedanke ist der an die Zigarrette. Mit dem Pflaster muß ich das nicht durchstehen. Seit 2 Wochen geisterte in mir der Gedanke, das Rauchen aufzuhören. Ich habe zwei kleine Kinder, die ich für jede Fluppe, die ich auf dem Balkon geraucht habe, alleine in der Wohnung gelassen habe. Das erste, was ich morgens machte, war rauchen. Manchmal sogar mitten in der Nacht. Das letzte, was ich tat, war rauchen. Dabei frage ich mich schon lange, woran ich mich eigentlich "festhalten" will. Denn ich glaube, die Zigarrette dient dazu. Außerdem ist in mir die Einsicht gewachsen, dass ich krank bin. Suchtkrank. Sucht ist eine anerkannte Erkrankung, ein mißlungener Selbstheilungsversuch der Psyche.
Vorgestern unter der Dusche ist es dann passiert. Ich wollte sofort alle Kippen in den Müll werfen und mir dieses scheiß Pflaster besorgen. Gedacht, getan. Raus aus der Dusche, Kippen weg, Aschenbecher und Feuerzeuge weg, weit weg. Ab in die Apotheke. Im Auto mußte ich so weinen, weil sich eine irre Anspannung in mir löste. Endlich! Der Wille war da. Aber auch die Angst zu versagen. Das Glücksgefühl, die Freude auf ein rauchfreies Leben. Der Sieg über mich selbst. Die Apothekerin war ganz lieb zu mir
Es gibt viele Momente am Tag, an denen ich mich sehr zusammenreißen muß um eine Verhaltensänderung zu erreichen. Denn das ist der Schlüßel! Ändere dein Verhalten! Ich sage mir dann, wenn der große Dämon Sucht laut wird: "Jetzt nicht!" Und immer wieder "Jetzt nicht". Ich komme mir vor, wie in einem Boxring. Aber ich bin stark, unwahrscheinlich stark.
Es ist interessant, dass ich seit 2 Tagen heftig träume. Alles durcheinander, von Albträumen bis hin zu banalen Träumen. Aber sehr intensiv. Da ich das Pflaster benutze, kann es nicht vom Nikotinentzug kommen, es müßen also die anderen Stoffe der Zigarrette dafür verantwortlich sein, die mir jetzt fehlen. Denn das Pflaster ersetzt ausschließlich Nikotin. Ist irre, oder?
Es ist, als wäre mein Gehirn dabei, sich zu entmüllen.

Eure Judy